Urlaubsort: Gaschurn (979 m) Wanderurlaub 6.8. – 20.8.95. (Zum Zeitpunkt dieses Wanderurlaubes war „Charly“ 2 Jahre und 2 Monate alt)
Tour 1: Silvretta Stausee/Bieler Höhe (2.030 m) – Radsee (2.477 m) – Radsattel (2.652 m) -Wiesbadener Hütte (2.443 m) – Silvretta Stausee (Rundweg)
Nach dem Frühstück fuhren wir um 7:45 Uhr in Richtung Bielerhöhe, um hier unsere erste Wanderung zu beginnen. Von Gaschurn aus ging es in südöstlicher Richtung durch den Ort Partenen und weiter über die serpentinenreiche Silvretta Hochalpenstraße (Mautstation in Partenen). Auf 1.743 m Höhe fährt man ein Stück am Vermunt Stausee entlang und dann weiter hinauf zum Silvretta Stausee. Der Silvretta Stausee/Bielerhöhe liegt auf 2.030 m. Wir parken auf einem der zahlreichen Parkplätze und gehen dann am nördlichen und nordöstlichen Ufer des Sees entlang. Hier befindet sich der Wanderweg Nr. 302 in südöstlicher Richtung. Wir gehen auf dem mäßig steilen Trampelpfad erst durch Almwiesen, durch das Bieltal und am Bieltalbach entlang. Das Bieltal ist ein wild romantisches Höhental. Es war bewölkt, Frühnebel hing noch im Tal, und es begann zu nieseln. Ungefähr auf der Höhe vom Weißen Bach teilt sich der Weg Nr. 302. In östlicher Richtung überquert er den Bieltalbach in Richtung Jamtalhütte, in südöstlicher Richtung führt er am rechten Ufer des Bieltalbaches entlang zum Radsee. Wir folgen dem Weg in südöstlicher Richtung. Der Weg ist anfangs mäßig steil und wird zu einem Geröllpfad. Kurz vor der Stelle, wo sich der Aufstieg zum Radsee befindet, trafen wir auf einen Bergbauern mit seinen Kühen und dem Hütehund. Der Hütehund und „Charly“ beschnupperten sich. Der Collie-Chow-chow Mischlingsrüde und „Charly“ spielten zwischen den Kühen fangen. Währenddessen unterhielten wir uns einige Minuten mit dem Hirten. Nach kurzer Pause ging es dann über den steinigen Geröllpfad sehr steil in Serpentinen bergan. Dieses steile Stück des Weges ist nur kurz, und wenige Minuten später steht man auf dem Höhenplateau mit dem Radsee. „Charly“ nahm erst mal ein Bad im See. Während wir mit dem Hund spielten und er aus dem eiskalten Wasser immer wieder Stöckchen apportierte, hatte sich eine englische Familie in einiger Entfernung am Seeufer zu uns gesellt und beobachtete nun den Hund beim Spiel. Einige Minuten später glaubte, ich meinen Augen nicht zu trauen. Der ca. 12 jährige Sohn der Familie zog sich aus und sprang dann in Unterwäsche ins Wasser. Es war zwar August, aber das Wasser dieser Bergseen erreicht auch im Hochsommer nicht unbedingt eine Temperatur, die einen Menschen dazu verleiten könnte, hier zu baden. Nach kurzer Spielpause überquerten wir das Höhenplateau und wanderten den steilen Hang des Radsattels in Serpentinen wieder hinunter, durch ein kleines Tal. Hier kommt man auf den Edmund-Lorenz-Weg. Dieser Höhenweg führt auf ungefähr gleichbleibender Höhe zur Wiesbadener Hütte. Vom Edmund-Lorenz-Weg kann man schon bald die Wiesbadener Hütte sehen, die auf 2.443 m Höhe liegt. Wir stiegen den Geröllpfad abwärts zur Hütte. Vor der Hütte angekommen, hörten wir von drinnen lautes Gebell. Wir wollten in die Hütte hineingehen, als wir jedoch im Eingangsbereich standen, stellten wir fest, dass dort zwei junge Männer mit Hunden saßen. Eine Schäferhündin stand unter dem Tisch und bellte. Der zweite Hund war nicht zu sehen, er knurrte nur verhalten. Vor uns war schon ein anderes Ehepaar mit Hund in die Hütte gegangen, und bei diesem Hund hatte die Schäferhündin sich bereits genauso gebärdet. Wir hielten unseren Hund etwas kürzer und gingen dann zügig an dem Tisch vorbei. „Charly“ praktizierte das, was er von klein auf gelernt hatte. Er ging an dem Tisch vorbei, ohne einen Laut von sich zu geben. Besitzt man einen Hund, der keinen anderen Hund in seiner nächsten Umgebung duldet, so sollte man sich in einem Restaurant oder einer Berghütte nicht unbedingt in den Eingangsbereich setzen, wo alle anderen Hundebesitzer zwangsläufig vorbei müssen. Wir nahmen an einem Tisch außerhalb des Sichtbereiches dieser beiden Hunde Getränke und Essen zu uns. Nach ca. ½ Stunde wollten wir wieder aufbrechen. Ich entschloss mich, vorsichtshalber den Hüttenwirt zu fragen, ob es möglich sei, durch den Hinterausgang die Hütte zu verlassen. Ich wollte mit „Charly“ nicht unnötigerweise noch einmal in einem geringen Abstand an besagter Hündin vorbei. Während des Essens hatten wir die Hündin noch einige Male bellen hören. Der Hüttenwirt meinte, er würde die beiden jungen Männer ansprechen, der Hintereingang sei verschlossen. Nach einigen Minuten kam der Wirt zurück, um uns mitzuteilen, dass die beiden jungen Männer soeben die Hütte verlassen hätten. Wir nahmen unsere Rucksäcke und traten vor die Hütte. Auf dem Vorplatz standen die beiden jungen Männer in ca. 20 Meter Entfernung und machten sich auch bereit, wieder talwärts zu wandern. Alle Hunde waren angeleint, und wie das unter Hundebesitzern so ist, kamen wir aus sicherer Entfernung ins Gespräch. Der zweite Hund, den wir vorher im Lokal unter dem Tisch nicht hatten sehen können, war ein Riesenschnauzerrüde. Der Besitzer meinte, der Rüde sei erst 11 Monate alt, und „Charly“ würde doch bestimmt mit ihm spielen. Wir gönnten also unseren Hunden das Vergnügen. Die Schäferhündin war immer noch angeleint und stand mit ihrem Besitzer in einiger Entfernung. Sie knurrte die ganze Zeit. Der Riesenschnauzer und „Charly“ dagegen spielten miteinander. Dann kam es zu einer Situation, die wir Menschen mit etwas Verstand hätten vermeiden können. Der Besitzer der Schäferhündin meinte, die Hündin würde sich nur deshalb so verhalten, weil sie sich ausgeschlossen fühle, und wahrscheinlich wolle sie nur mitspielen. Ich gehöre zu den Hundehaltern, die, obwohl sie nur einen kleineren Hund besitzen, in der Regel nicht beim Anblick eines größeren Hundes in Panik verfallen. Generell lasse ich meinem Hund jede Gelegenheit zum Spiel, auch mit wesentlich größeren Tieren. „Charly“ wurde noch nie schützend auf den Arm gehoben, und er spielt mit Zwergpudeln ebenso, wie mit Staffordshire Terriern. Er hat ein gutes Sozialverhalten, und genau aus diesem Grund ließ ich mich auch auf diese Situation ein. Ich glaube, keiner der anwesenden Zweibeiner hat mit dem gerechnet, was dann passierte. Der Besitzer der Schäferhündin machte sein Tier los, um es auch spielen zu lassen. Die Hündin lief ohne auch nur eine Sekunde zu zögern zu „Charly“, der immer noch mit dem Riesenschnauzer spielte und die Hündin deshalb nicht sah. Die Hündin sprang auf „Charly“ und biss sich zwischen seinen Schulterblättern fest. Sie riss ihn hoch. „Charly“ hing mit den Vorderläufen in der Luft und versuchte, sich regelrecht freizustrampeln. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ die Hündin los, dann biss sie in die rechte Flanke unseres Hundes, riss ihm einen Büschel Haare am Hinterteil aus und ging dann wieder auf den Nacken los. Diese ganze Geschichte dauerte nur Sekunden, alles ging blitzschnell. Ich bin froh, dass der Besitzer der Hündin seine Schrecksekunde schneller überwunden hatte, als alle anderen Beteiligten. Glücklicherweise war er in der Lage, seine Hündin von unserem Hund herunterzureißen. Wir sahen uns gemeinsam die Verletzungen unseres Hundes an. Die Hündin hatte mit dem Eckzahn ein kleines Loch in „Charlys“ rechte Flanke gerissen. Zwischen den Schulterblättern hatte „Charly“ einen ca. 2 cm langen Riss, und am Hinterteil war eine Stelle völlig kahl und leuchtete rosa. Das kleine Loch in der Flanke haben wir zu diesem Zeitpunkt gar nicht bemerkt, da es sich auf einer schwarzen Stelle im Fell befand. Die Wunde zwischen den Schulterblättern blutete, und das Blut sickerte durch das an dieser Stelle weiße Fell. Ich verarztete die Wunde zwischen den Schulterblättern mit Mercurochrom. Der Besitzer der Hündin war sichtlich schockiert. Viel größere Sorgen, als der körperliche Zustand, machte mir „Charlys“ psychische Verfassung. Der Hund stand ganz offensichtlich unter Schock. Er wollte nur noch weg. Mit den Besitzern der anderen Hunde sprachen wir kurz eine voneinander getrennte Wegroute ab. Die Wunde blutete und sah schlimm aus. Aber auch in der Situation entschlossen wir uns, den Hund nicht ins Tal zu tragen. In Panik lief der Hund immer ca. 20 m voraus. Er legte, bis wir an der Bieler Höhe ankamen, auch keine Pausen für Markierungen mehr ein. Andauernd drehte er sich um, als ob er sicher gehen wolle, dass hinter ihm kein Hund käme. Wir nahmen den Fuhrweg Nr. 313, der von der Wiesbadener Hütte zum Silvretta Stausee und zur Bieler Höhe hinab führt. Der Weg ist nur mäßig steil und gut begehbar. Ab dem südöstlichen Ufer des Sees ist der Weg bis zur Bieler Höhe eben. In dieser Situation hatte ich allerdings kaum Augen für das schöne Panorama, das sich bot. Der Silvretta Stausee ist ein ausgesprochen schöner Bergsee, rundherum eingerahmt von hohen Bergen. Deshalb ist der See ein beliebtes Ausflugsziel, und an den Wochenenden ist der Uferweg völlig überlaufen. Der Rückweg zum Auto nahm gute 1 ½ Stunden in Anspruch. Am Auto angekommen, war das weiße Fell bis hin zum Bauch blutig. Es sah aber wesentlich schlimmer aus, als es war. Einen Vorwurf für den Vorfall muss ich mir selbst ebenso machen, wie dem Besitzer der Schäferhündin. Eine wichtige Lektion habe ich daraus gelernt. Sehe ich heute jemanden, der mir mit zwei Hunden entgegenkommt, so bin ich vorsichtig. Die beiden Hunde waren zusammen auf der Wanderung, vielleicht kannten sie sich auch sehr gut. Die Schäferhündin war entweder eifersüchtig oder glaubte, den Riesenschnauzer beschützen zu müssen. Wie dem auch sei, wir Menschen tragen die Schuld für solche Vorfälle und zwar zu gleichen Teilen. Auch während der Rückfahrt nach Gaschurn sass uns der Schrecken noch in den Knochen. Die Gesamtwanderzeit für diesen Rundweg betrug mit mehreren kurzen Pausen 8 Stunden, der Höhenunterschied liegt bei 622 m. Zuhause angekommen, reinigte ich „Charlys“ Wunden. Ich rieb die verletzten Stellen mit einer entzündungshemmenden Salbe ein. Danach wurde er in seine warme Kuscheldecke eingepackt. Der Hund war völlig erschöpft und schlief sofort ein.
Tour 2: Partenen (1.051 m) – Ganifer Alpe (1.447 m) – Verbella Alpe (1.938 m) – Neue Heilbronner Hütte (2.308 m) – gleicher Weg zurück
„Charlys“ Verletzungen rieb ich morgens wieder ein, und der Hund schien wieder ganz „der alte“ zu sein. Da es stark bewölkt war und auch der Frühnebel erst sehr spät aus dem Tal zog, fuhren wir erst um 9:15 Uhr los. Wir fuhren von Gaschurn in südöstlicher Richtung nach Partenen. Kurz vor der Mautstelle parkten wir und gingen dann in Richtung Zeinisbach. Der Pfad führt bergan durch Almwiesen und Wald bis zur Serpentinenstraße, die zum Kops Stausee führt. Dann gingen wir in nordöstlicher Richtung, vorbei an der Äußeren und Inneren Ganifer Alpe (nicht bewirtschaftet), immer auf dem Fahrweg bleibend. An der Äußeren Ganifer Alpe überquerten wir den Zeinisbach. Bis zur Inneren Ganifer Alpe verläuft der Weg danach parallel zum Bach.
Kurz hinter der Inneren Ganifer Alpe verlassen wir den Fuhrweg und steigen links über einen serpentinenreichen, steilen Waldpfad weiter bergan. Er verläuft zuerst durch Wald und später durch Almwiesen, immer parallel zum Verbellabach. Wir befinden uns jetzt in einem Höhental mit Blick in nordöstlicher Richtung auf die Fluhspitzen, im Westen auf die Versalspitze (2.407 m).
An einer verfallenen Almhütte machten wir im Gras unsere erste Rast. „Charly“, der wieder fit zu sein schien „wie ein Turnschuh“, raste im strahlenden Sonnenschein durch die sumpfige Wiese. Bis zur Inneren Ganifer Alpe ist der Weg auch eine beliebte Route für Mountainbiker. Nachdem wir etwas von unserem Proviant verzehrt und uns ausgeruht hatten, stiegen wir auf dem nun mäßig steilen Pfad bergan. In nordöstlicher Richtung war oberhalb wieder die Fahrstraße zu sehen. Der Pfad führte uns steiler werdend, entlang dem Bett des Verbellabaches, dann vorbei an einem kleinen Wasserfall und schließlich wieder auf den Fahrweg. Bis zur Verbella Alpe waren nur noch ca. 20 Minuten Gehzeit.
Die bewirtschaftete Verbella Alpe liegt auf 1.938 m mit Blick auf die Fluhspitzen und den Tafamunter Augstenberg (2.489 m). Auf der Rückseite der Verbella Alpe liegen die Valschavieler Berge. Vom Kops Stausee zur Verbella Alpe ist der Fuhrweg Mountainbike Route, ebenso wie der Weg Nr. 517, der unterhalb der Valschavieler Berge zu der neuen Heilbronner Hütte führt. Als wir auf den Hof der Verbella Alpe kamen, wurden wir sofort freundlich von Hofhund „Andy “ begrüßt. Der mittelgroße Mischling lief schwanzwedelnd hinter „Charly“ her. Nach uns kam noch ein Ehepaar mit einem großen Mischlingsrüden namens „Struppi“. „Struppi“ begrüßte freundlich seine beiden Artgenossen. Wir nahmen auf der Verbella Alpe frische Buttermilch zu uns und wanderten nach einer kurzen Pause weiter. Der nun steiler werdende Geröllpfad führte bergan, vorbei an weidenden Kühen. „Andy“ kam noch ein Stück mit uns, drehte dann aber um.
Am Ende der Steigung angekommen, führt der schmale Pfad über Almwiesen und dann in ein wunderschönes Höhental. Rechts hat man jetzt den Blick auf die Fluhspitzen, links auf die Valschavieler Berge. Der Weg Nr. 517 verläuft nun in nordöstlicher Richtung zum Talschluss, immer parallel zum Verbellabach. Inzwischen glaubte „Charly“ wohl, er sei ein Hütehund. Immer wenn Kühe auf dem Weg oder zu nahe am Weg standen, lief er bellend darauf zu. Sobald die Rindviecher weitergingen, kam er ganz stolz zu uns zurück, als ob er sagen wolle: „Seht mal, was ich kann !“
Der Weg wird auf der nun geraden Strecke immer breiter. Schon eine ¾ Stunde bevor wir die Neue Heilbronner Hütte erreichten, war sie auf einem Hügel am Talschluss gut zu erkennen. Die Anhöhe hinauf zur Hütte, die auf 2.308 m liegt, ist steil. Der Blick von der Hütte ist wunderschön. In nordwestlicher Richtung, direkt vor der Anhöhe, liegen die Scheidseen. Dahinter der Stritt Kopf (2.605 m) und die westlichen Valschavieler Berge. In südöstlicher Richtung schaut man von der Sonnenterrasse auf den Jöchligrat (2.626 m), den Grüner Grat (2.712 m), Schaftäler (2.738 m) und den Schrotten Kopf (2.889 m). Den Blick in die südwestliche Richtung gerichtet, können wir das Höhental bewundern, durch das wir soeben aufgestiegen sind.
Wir setzten uns draußen auf die Terrasse. Bei einer kleinen Mahlzeit genossen wir den Sonnenschein. Nach ca. ½ Stunde Pause sahen wir, wie rundherum etwas Nebel aufzog und sich der Himmel bewölkte. Da wir ja noch einen gewaltigen Rückmarsch vor uns hatten, entschieden wir uns zum Aufbruch. Es war bereits 15:00 Uhr, als wir aufbrachen. In südwestlicher Richtung gingen wir durch das schöne Höhental zurück Richtung Verbella Alpe. Wir waren bis zu der Kehre gekommen, an der sich der Weg dann kurz in nordöstliche Richtung wendet, als es zu regnen begann. Die letzten steilen Kehren auf dem Geröllpfad hinab zur Verbella Alpe wurde es entsprechend rutschig. Die Wolken wurden immer dunkler, der Nebel dichter, und es begann zu donnern.
Wegen des schlechten Wetters entschlossen wir uns, keine Pausen mehr einzulegen. Von der Kehre oberhalb der Verbella Alpe bis zum Parkplatz in Partenen benötigten wir auf gleichem Weg 3 Stunden. Die Gesamtwanderzeit betrug, bei einem Höhenunterschied von 1.190 m, ca. 9 Stunden.
3) Vermunt Stausee (1.743 m) – Saarbrücker Hütte
(2.538 m) – Litzner Gletscher – Litzner Scharte (2.761 m) –
Verhupftäli – Klostertal – Silvretta Stausee (2.030 m) –
Vermunt Stausee (Rundweg)
Ursprünglich hatten wir geplant, diese Wanderung genau in umgekehrter Richtung zu beginnen, nämlich vom Silvretta Stausee aus. Als wir dann morgens am Silvretta Stausee ankamen, war es so nebelig, dass man vom Ufer aus den See nicht mehr sehen konnte. Die Sichtweite lag schätzungsweise bei 3 Meter. Wir entschlossen uns umzukehren und stattdessen von dem einige hundert Meter unterhalb liegenden Vermunt Stausee die Wanderung zu beginnen. Auf der Fahrt über die Silvretta Hochalpenstraße hatten wir sehen können, dass es am Vermunt Stausee nicht nebelig war.
Wir begannen um 9:00 Uhr die Wanderung vom Vermunt Stausee in Richtung Saarbrücker Hütte. Auf dem Fuhrweg gingen wir durch das Kromertal bergan. Anfangs ist der breite Fuhrweg mäßig steil und verläuft durch das Kromertal parallel zum Kromerbach. Schließlich wird er steiler und serpentinenreich. Es ist kein schwieriger Weg, aber wie alle Fuhrwege, zieht sich auch dieser sehr in die Länge. Der Weg führt dann vorbei an einer alten Zollwachhütte (2.220 m) und über die „Schwarzen Böden“ hinauf zur Saarbrücker Hütte. Die gemütliche Hütte liegt auf 2.538 m, und von der Sonnenterrasse bietet sich der Blick auf den gegenüber liegenden Litzner Gletscher mit der Litzner Scharte.
Wie alle Hütten, die auf einem Fuhrweg erreichbar sind, war auch die Saarbrücker Hütte gut besucht. Wir machten auf der Sonnenterrasse eine Pause. Gerade hatten wir uns hingesetzt und angefangen den Proviant auszupacken, als ich oberhalb der Terrasse am Felshang einen Schäferhund einsam auf dem Pfad stehen sah. Nach dem Vorfall mit der Hündin zwei Tage zuvor, war mein Bedarf an Schäferhunden eigentlich für diesen Urlaub gedeckt. Wir sprachen ab, was wir machen sollten, falls der Hund alleine herunterkommen würde. Nach einigen Minuten kam allerdings sein „Herrchen“ und „Frauchen“ auch um die Ecke, und mir war sofort wesentlich wohler. Sie setzten sich einige Tische entfernt hin. Nach ca. ½ Stunde brachen wir wieder auf.
Wir hatten mit „Charly“ noch nie eine Gletscherbegehung gewagt. Den Litzner Gletscher hatten uns mehrere Wanderer als „Übungspiste“ empfohlen, da es einer der wenigen Gletscher ist, der ohne größere Gefahr oder Begleitung durch Bergführer auch von Anfängern begangen werden kann. Wir stiegen also auf dem Fuhrweg wieder ab, bis zu der ersten Kurve. An dieser Kurve zweigt rechts der Geröllpfad ab, der über den Litzner Gletscher führt.
Schon nach wenigen Metern sackte ich bis zur Wade im Schnee ein. Der Hund lief wie verrückt kreuz und quer über die eisige Fläche. Überall überzogen Rinnsale und kleine Bäche das Eis und den Schnee. Die gesamte Fläche schimmerte bläulich im Sonnenlicht. Zwischen den Eis- und Schneefeldern sah man immer wieder unterschiedlich große Gletscherspalten. Der Hund manövrierte sich über die glatte Fläche, als habe er das schon tausend Mal vorher gemacht. Wir hatten uns entschlossen, ihn auch hier nicht anzuleinen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er einen wesentlich besseren Instinkt für Gefahren hat, als wir degenerierten Menschen. Er lief nicht neugierig zu den Gletscherspalten hin, sondern umging sie oder sprang darüber. Man muss natürlich dazu sagen, dass wir auch gar nicht weitergegangen wären, wenn wir das Gefühl gehabt hätten, dass es zu gefährlich sei. Die Gletscherspalten waren alle nicht sehr breit oder tief. Wäre der Hund an der Leine gewesen, so hätte sich einer von uns Zweibeinern auf dem Eis und Schnee wahrscheinlich die „Haxen“ gebrochen.
Am Ende der vereisten Fläche führte der Pfad durch Schnee und über Geröll an der Felswand bergan zur Litzner Scharte (2.761 m). Vor uns auf dem Weg befand sich eine Gruppe von sechs jungen Schweizern. Im Nachhinein haben wir oft gesagt, dass wir wahrscheinlich irgendwo umgekehrt wären, wenn wir diese Gruppe nicht vor uns gehabt hätten. Der viele Schnee und das Eis um uns herum, da kann einem schon ganz schön mulmig werden. Es war ein Ansporn, diese sechs vor sich zu haben, und wir hatten Mühe, überhaupt halbwegs mit ihnen Schritt zu halten. Sie liefen sehr zügig auf dem schmalen Pfad den steilen Hang bergan.
Endlich auf dem Joch (Litzner Scharte) angekommen, setzten wir uns zu einer kurzen Rast auf einen großen Felsbrocken. Die Aussicht von diesem Plateau ist überragend. In südlicher Richtung schaut man auf den Großen Litzner (3.109 m), hier befindet sich die Schweizer Grenze. Der Blick schweift im Südosten durch das Verhupftäli auf den Klostertaler Gletscher. Der Klostertaler Gletscher liegt im Talschluss des Klostertales und wird in östlicher Richtung eingerahmt vom Klostertaler Egghorn (3.120 m), Schatten Spitze (3.202 m) und Schneeglocke (3.223 m).
Direkt über dem Klostertaler Gletscher kreiste ein Rettungshubschrauber. Unmittelbar unterhalb der Litzner Scharte befindet sich ein kleiner See. Das war „Charlys“ Chance für ein kühles Bad. Der Abstieg von der Litzner Scharte erfolgte durch das Verhupftäli ins Klostertal. Das Verhupftäli ist ein Geröll- und Felstal. Der schmale Pfad führt nun über Geröll und an Felsen vorbei durch das steile Tal. Der Blick ins Klostertal und auf die umliegenden Berge ist wunderschön. Der Weg durch das Verhupftäli hinunter erfordert auf jeden Fall Trittsicherheit, ist jedoch nicht schwierig zu begehen. Aber da der Weg sehr steinig und schmal ist, muss man sich konzentrieren. Kurz bevor der Weg dann links in einer Kehre in nordöstlicher Richtung in das Klostertal führt, kommt eine Stelle, an der man sich auf einer Strecke von 3 Metern mit den Händen abstützen sollte. Der Weg ist hier vom Regen sehr ausgewaschen, und ein kleines Stück ist abgerutscht. Auch diese Stelle ist mit Geduld und entsprechender Vorsicht kein Problem. Für Ihren Hund übrigens mit Sicherheit noch einfacher zu überwinden, wie für Sie.
Hinter der Kehre erblickt man auf der anderen Seite des Klostertales die Klostertalhütte. Wir wandern auf dem schmalen Pfad in nordöstlicher Richtung, parallel zum Klostertaler Bach, durch das Klostertal. Der Weg wird nun sehr abwechslungsreich und führt durch Wiesen an Felsen vorbei. Nach einiger Zeit hat man dann den Blick auf den unterhalb liegenden Silvretta Stausee (2.030 m).
Wir gehen am westlichen Seeufer in nördlicher Richtung entlang und überqueren schließlich die Staumauer. Auf der anderen Seite der Staumauer befindet sich auch direkt die Bushaltestelle. Da wir sehr müde waren, wollten wir nur noch auf dem schnellsten Weg zum Vermunt Stausee zurück. Den Linienbus hatten wir um 5 Minuten verpasst, und der nächste Bus fuhr erst 50 Minuten später. Wir entschlossen uns, zum Vermunt Stausee zu wandern. Vom Madlenerhaus, das links unterhalb der Staumauer liegt, führt ein Wanderpfad am Berghang entlang zum Vermunt Stausee. Da wir es uns einfach machen wollten, folgten wir der Hochalpenstraße bergab. Entlang der Straße zu laufen ist kürzer, aber sehr unangenehm.
Als wir um 18:00 Uhr in den letzten warmen Sonnenstrahlen am Vermunt Stausee eintrafen, gingen wir alle drei sprichwörtlich „auf dem Zahnfleisch“. Selten habe ich mich so sehr auf die Dusche und ein deftiges Abendessen gefreut. Die Gesamtwanderzeit (inklusive Pausen) betrug 9 Stunden, der Höhenunterschied ca. 1.020 m.
4) Gaschurn/Hotel Versettla (1.300 m) – Garneratal
(1.570 m) – Garnera Alpe (1.675 m) – Tübinger Hütte
(2.191 m) – gleicher Weg zurück
Wir fuhren die Serpentinenstraße am Gundalatschenberg in Gaschurn bergan bis zu dem Hotel/Restaurant Versettla. Das Hotel/Restaurant liegt auf 1.300 m Höhe und bietet einen wunderschönen Ausblick über den ganzen Ort. Wir lassen das Hotel links neben uns und fahren auf der schmalen Serpentinenstraße noch ein Stück weiter. Wir begannen die Wanderung um 9:00 Uhr etwas oberhalb des Hotels auf dem Fuhrweg.
Der Weg führt unter der Versettlabahn her und an einem hübschen Almdorf vorbei. In der Kehre, wo der Weg dann rechts in Richtung Almdorf führt, biegen wir links in den Wald ab. Wir gehen nun auf dem Bergerweg Nr. 4 durch den Wald bergan. An der Stelle, an der der Weg wieder aus dem Waldbereich herausführt, bietet sich ein wunderschöner Blick auf die Orte Gaschurn, Partenen und auf die Garneraschlucht mit dem Almdorf Ganeumaisäß. Der schmale Pfad auf dem wir uns befinden, führt in einer Kehre an den Felswänden unterhalb der Waldgrenze entlang.
Von dieser Stelle hat man in nordöstlicher Richtung noch den Blick auf die Garneraschlucht und das Almdorf, in südlicher Richtung kann man einen Teil des Garneratales einsehen. Der Pfad führt noch ein kleines Stück durch Wald bergan und dann wieder auf einen Fuhrweg. Rechts davon folgen wir dem Bergerweg Nr. 2. Dieser schmale Pfad führt nun am westlichen Hang des Garneratales entlang und nach ca. 20 Minuten wieder auf den Fuhrweg. Auf diesem Fuhrweg durchqueren wir das Garneratal, immer parallel zum Garnerabach. Auf der östlichen Seite des Tales sieht man den Schafbodenkopf (2.400 m) und Alpila Kopf (2.345 m), auf der westlichen Talseite Versettla (2.372 m), Knappenberge (2.374 m), Madrisella (2.466 m) und Matschuner Kopf (2.426 m). Direkt unterhalb der Gipfel, auf der westlichen Talseite, vom Garneratal aus nicht sichtbar, verläuft oberhalb der Versettlaweg und Matschuner Gratweg.
Das Tal ist sehr hübsch, links und rechts wechseln sich Almwiesen, schroffe Felswände und Wald ab. Das Rauschen des Garnerabaches und das Läuten der Kuhglocken sind die einzigen Geräusche. Wir hatten traumhaft schönes Wetter. Auf einer Wiese am Bachufer legten wir eine kurze Spiel- und Badepause für „Charly“ ein, dann ging es weiter in südlicher Richtung zur Garnera Alpe auf 1.675 m Höhe.
Die Garnera Alpe ist bewirtschaftet. Die Kinder der Bauernfamilie hatten wir schon auf den Almwiesen am Weg herumtollen sehen. Vor dieser Almhütte sitzt man sehr gemütlich. Wir nahmen Frischmilch und hausgemachten Sauerkäse zu uns. Auf der Hütte ist auch eine Hündin, ein Bobtailmischling. Die Bäuerin hielt die Hündin aber in der Hütte. Sie meinte, das Tier sei manchmal etwas „falsch“. An der kleinen Almhütte herrschte bei dem strahlenden Sonnenschein reger Betrieb.
Von der Garnera Alpe aus gibt es zwei Aufstiegsmöglichkeiten zur Tübinger Hütte. Sie können auf dem breiten, leicht begehbaren aber etwas längeren Fuhrweg bleiben, der später zu einem Geröllpfad wird und dann über die westliche Talseite zur Tübinger Hütte heraufführt. Man kann aber auch den wesentlich kürzeren, aber sehr steilen und schmalen „Sommerweg“ (alter Fußpfad) an der östlichen Talseite aufsteigen. Nach ca. ½ Stunde Rast entschieden wir uns für den „Sommerweg“.
Zuerst überquert man den Hof der Alm an den Kuhstallungen vorbei. Der schmale Trampelpfad führt fast eben und dann mäßig steil durch die Almwiesen parallel zum Garnerabach. Nach ca. ¾ Stunde Wanderzeit führt der Pfad wieder auf den Fuhrweg, und kurz darauf zweigt links der „Sommerweg“ zur Tübinger Hütte ab.
Dieser Felspfad beinhaltet keine ausgesetzten Stellen, er erfordert aber Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Konzentration. An einer Stelle fließt ein kleiner Bach über den Weg talwärts. Der Pfad führt links direkt an der Felswand entlang mit einem imposanten Blick in das Garneratal. Auf dem gegenüberliegenden Gebirgszug sieht man den wesentlich flacher verlaufenden Normalaufstieg. Der „Sommerweg“ ist mit Vorsicht und Trittsicherheit gut zu begehen. Bei schlechtem Wetter ist der Weg allerdings nicht zu empfehlen.
Nach ¾ Stunde auf diesem Pfad erreichten wir die Tübinger Hütte, die auf 2.191 m Höhe liegt. An der Hütte kamen wir um 13:30 Uhr an und legten hier eine wohlverdiente Rast von ¾ Stunde ein. Danach stiegen wir auf dem „Sommerweg“ wieder ab zur Garnera Alpe. Hier genossen wir noch einmal die Sonne. Auf dem Rückweg legten wir keine weiteren Pausen mehr ein.
Beim Abstieg durch das Garneratal zog sich der Himmel immer mehr zu. Um ca. 17:00 Uhr, auf dem letzten Stück des Berger Weges Nr. 4, begann es zu donnern. Wir erreichten das Auto in dem Moment, als die ersten Tropfen Regen fielen. Als wir 10 Minuten später an unserer Unterkunft in Gaschurn ankamen, regnete es bereits in Strömen.
Die Gesamtwanderzeit betrug 8 ½ Stunden, bei einem Höhenunterschied von 1.210 m,.
5) Vandans/Parkplatz oberhalb des Ortes (770 m) –
Rellstal/Rellskapelle (1.463 m) – Heinrich-Hueter-Hütte (1.766 m) – gleicher Weg zurück
Am Vorabend hatten wir uns entschlossen, heute einmal in einem anderen Gebiet zu wandern. Wir fuhren von Gaschurn in nordwestlicher Richtung durch den Montafon in Richtung Schruns. Kurz vor Schruns biegt man links ab und fährt durch Tschagguns. Vorbei an den Rodundwerken I + II kommt man schließlich nach Vandans. Im Ort biegt man links ab und fährt bis zu dem am Waldrand oberhalb des Ortes gelegenen Parkplatz. Wir wanderten ca. 9:00 Uhr los.
Der Wanderweg, der vom Parkplatz aus parallel zum Bach verläuft, war, bedingt durch Erdrutsche, gesperrt. Also nahmen wir den bergan verlaufenden Fuhrweg. Erst steil in Serpentinen, dann mäßig steil und streckenweise eben, verläuft er in westlicher Richtung bis hinauf ins Rellstal.
Der Weg ist einfach, aber unangenehm zu gehen. So schön es auch sein mag durch Wälder zu laufen, auf den Fuhrwegen zieht sich die Strecke sehr in die Länge. Das Rellstal entschädigt jedoch für den unangenehmen ersten Teil des Weges. Im Rellstal bietet sich auf der westlichen Seite des Höhentales der Blick auf kleine Almhütten, Almwiesen und die Vandanser Steinwand mit den Gipfeln Kleiner Valkastiel (2.233 m), Großer Valkastiel (2.449 m) und Zimba (2.643 m). Auf der östlichen Talseite richtet sich der Blick auf den „Schattenwald“ und den Golmer Bach. Oberhalb liegt die Platzis Alm (1.774 m) und das Platziser Joch (2.170 m).
Man durchquert das Rellstal immer parallel zum Rellsbach. Kurz hinter der Rellskapelle, die auf 1.463 m liegt, biegt der Weg zur Heinrich-Hueter-Hütte rechts ab. An dieser Weggabelung liegt auch der Alpengasthof Rellstal. An dieser Stelle des Höhentales bietet sich der Ausblick auf die umliegenden Berge: Kreuzjoch (2.261 m), Freschluakopf (2.314 m) und Gipsköpfle (1.975 m).
Für den Aufstieg zur Heinrich-Hueter-Hütte gibt es zwei Möglichkeiten. Sie können entweder die gesamte Strecke auf dem Fuhrweg bleiben oder einen schmalen, steilen Pfad querfeldein durch Wiesen und Geröll wählen. Beide Wege sind gut begehbar. Beim Aufstieg entschieden wir uns für den Fuhrweg, der serpentinenreich und mäßig steil durch Wald und Almwiesen verläuft. Er führt zur Vilifau Alpe und der direkt oberhalb der Alpe liegenden Heinrich-Hueter-Hütte. Die Heinrich-Hueter-Hütte liegt auf 1.764 m. Unterhalb der Hütte zweigen verschiedene Höhenwege ab. Wir hatten ursprünglich geplant, über den Saulajochsteig und das Saulajoch (2.065 m) noch zur Douglasshütte zu wandern.
An der Heinrich-Hüter-Hütte legten wir eine Rast ein. Hunde dürfen zwar nicht in die Hütte, sind aber auf der Terrasse erlaubt. Ich ging in die Hütte, um unser Essen zu bestellen. Von innen war die Hütte sehr gemütlich. Als ich wieder hinaus kam, sagte mein Mann, ich solle doch mal um die Hütte herumgehen, da gäbe es etwas, was ich sehen müsse. Ich ging also von der Terrasse herunter. Neben der Hütte war noch ein Schuppen, und zwischen beiden Gebäuden eine schmale Lücke. Als ich ungefähr auf Höhe der Lücke angekommen war, schoss plötzlich bellend und knurrend eine Rottweilerhündin auf mich zu. Ich bekam einen ziemlichen Schreck, da man das Tier vorher weder hören noch sehen konnte. Die Hündin hatte zwischen den Gebäuden angekettet gelegen. Sobald sich etwas bewegte, schoss das Tier vorwärts. Mir wird nie ganz verständlich werden, wie Menschen ihre Hunde als Kettenhunde halten können. Wenn das Tier aggressiv oder bösartig ist, so kann man zumindest einen geräumigen Zwinger dafür bauen. Noch besser wäre es natürlich, ein Tier von klein auf wie einen normalen Wohnungshund zu halten und an andere Menschen und Tiere zu gewöhnen. Für mich ist die Anschaffung eines Hundes unsinnig, wenn ich das Tier nicht als „Rudelgefährten“ betrachte, sondern als reines Nutztier.
Während wir auf der Terrasse unser Essen zu uns nahmen, zogen rundherum an den Berghängen Nebel und Bewölkung auf. Von Vandans hierher hatten wir 3 ½ Stunden inklusive kleinerer Pausen benötigt. Es war inzwischen 12:30 Uhr, und bedingt durch die Wetterverhältnisse hielten wir es für angebracht, nicht mehr über das Saulajoch zur Douglasshütte zu wandern, sondern auf gleichem Weg abzusteigen. Es war auch zu spät, denn bis zur Douglasshütte und zurück über das Saulajoch wären es noch ca. 5 Std. Wanderzeit gewesen. Von der Heinrich-Hüter-Hütte hat man den Ausblick auf den Saulakopf (2.517 m), das Saulajoch (2.065 m), die Brandner Mittag Spitze (2.557 m), den Zimba (2.643 m) mit dem Zimbajoch (2.387 m) und den Gr. Valkastiel (2.449 m). Rundherum Geröllmoränen und Felstäler, wie z. B. das Kanzler Täli. Um ca. 13:00 Uhr begannen wir mit dem Abstieg auf gleicher Route.
Um 15:30 Uhr waren wir wieder am Auto. Die Gesamtwanderzeit betrug 6 ½ Stunden, bei einem Höhenunterschied von 1.000 m.
6) Latschau/Lünerseewerk (994 m) – Gauertal (1.200 m) –
Untere Sporeralpe (1.531 m) – Lindauer Hütte (1.744 m) –
Bilkengrat – Mottabella (1.844 m) – Alpila – Gauertal –
Lünerseewerk (Rundweg)
Wir fuhren von Gaschurn aus in nordwestlicher Richtung durch den Montafon bis Tschagguns. Von Tschagguns fahren wir über eine Serpentinenstraße in südwestlicher Richtung bergan nach Latschau, und parken das Auto am Lünerseewerk in Latschau. Von hier beginnen wir um 9:30 Uhr mit der Wanderung und folgten der asphaltierten Straße durch den oberen Teil des Ortes in Richtung Gauertal. Der Weg zum Gauertal (Fuhrweg) biegt schließlich rechts ab, immer parallel zum Rasafeibach. An der Stelle, wo sich am Beginn des Gauertales der Fuhrweg gabelt, folgen wir dem Weg Nr. 502 A/02 rechts über den Rasafeibach. Nun führt der etwas schmaler werdende Fuhrweg am Westufer des Rasafeibaches entlang durchs Gauertal.
Wir gehen mäßig steil bergan, vorbei an wunderschönen Almhütten, die teilweise gemietet und gepachtet werden können. Die Hütten sind fast alle renoviert und liegen hunderte von Metern auseinander. Für den Urlaub mit Hund hier eine Almhütte zu mieten, ist geradezu ideal.
Vor uns waren auch Wanderer mit Hund unterwegs. Es war ein deutsches Ehepaar mit einem Boxerrüden. „Charly“ und „Boß“ verstanden sich offensichtlich sofort, und sie begannen miteinander zu spielen. Wir wanderten ein kurzes Stück zusammen. Ungefähr auf Höhe des Gauertalhauses (Jausenstation) trennten wir uns dann. Wir gingen nun weiter in südwestlicher Richtung auf dem Weg Nr. 502 A. An einer der Almhütten kamen wir mit einer deutschen Familie mit einem Mischlingsrüden ins Gespräch. Ein Stück oberhalb hatte eine österreichische Familie eine der Hütten gepachtet und verbrachte hier den Urlaub mit Kindern, Hunden und eigenen Pferden. Am Ende dieser Almsiedlung kamen wir auf unserem Weg an einem Schuppen vorbei, aus dem wir die schrillen Pfiffe von Murmeltieren hörten. Bei genauem Hinsehen konnten wir erkennen, dass aus den zwei Luken des Schuppens jeweils ein Murmeltier herausschaute.
An der Stelle, wo der Weg zur Latschätzalpe rechts bergan abzweigt, wird nun der Weg Nr. 502 A schmaler. Er führt schließlich als Geröllpfad bergan. In Serpentinen geht es nun steil über Almwiesen und durch Wald bergan, am Rasafeibach entlang und schließlich über Wiesenhänge zur unteren Sporeralpe. Wir gingen über den Hof der Sporer Alpe, weiter dem Trampelpfad folgend. Der Pfad führt oberhalb wieder in den Wald. Dort legten wir eine kurze Rast auf dem Wiesenhang ein und genossen bei strahlendem Sonnenschein den Blick hinunter ins Gauertal.
Nachdem man oberhalb der unteren Sporer Alpe auf dem Weg ein Stück durch den Wald gegangen ist, kommt man nun wieder auf den Fuhrweg, der auf der Ostseite des Gauertales bis zur Lindauer Hütte hinauf führt. Über diesen Fuhrweg wird die Hütte auch versorgt. Direkt unterhalb der Lindauer Hütte befindet sich auch der „Alpengarten“ mit seiner wunderbaren Blütenpracht.
An der Lindauer Hütte (1.744 m), die von innen sehr gemütlich ist, machten wir auf der Sonnenterrasse Rast. So viele Hunde wir hier, habe ich bisher auf keiner Berghütte gleichzeitig angetroffen. Am Tisch neben uns saß ein deutsches Ehepaar mit einer Rehpinscherhündin, am Tisch dahinter ein Ehepaar mit zwei Jagdhundmischlingen, dann kam der Tisch, an dem „Boß“ mit seinem Rudel Platz genommen hatte, und auf der anderen Seite der Sonnenterrasse saß noch jemand mit Hund. Insgesamt waren hier sechs Hunde versammelt, man hörte aber weder Knurren noch Bellen. Alle lagen oder saßen friedlich bei ihren „Herrchen“ und „Frauchen“, und sie genossen offensichtlich die Ruhepause.
Nach einer Rast von ¾ Stunde machten wir uns ausgeruht auf den Weg. Wir hatten uns vorgenommen, ein Stück auf dem Rätikon Höhenweg Nord (Nr. 102) zu gehen, dann über den Bilkengrat und weiter in Richtung Nordost, um dann auf der Ostseite des Gauertales wieder abzusteigen.
Der serpentinenreiche Weg Nr. 102 führt direkt unterhalb der Lindauer Hütte rechts als Geröllpfad durch den Porzalengawald bergab. Dann durchquert der Pfad ein kleines Tal und führt, steiler werdend, unter einer Felswand entlang. Auf der anderen Seite des Tales geht es dann auf dem schmalen, serpentinenreichen Trampelpfad den Hang steil hinauf in den Wald. Als wir an dieser Stelle gerade mit dem Aufstieg begonnen hatten, bekamen wir mit, dass oberhalb in einer Biegung des Weges eine Frau gestürzt war. Die Wanderer, die mit ihr zusammen unterwegs waren, versuchten ihr aufzuhelfen. Im Vorbeigehen hörte ich, wie sie sagte, ihr Rücken täte so weh, und sie könne nicht aufstehen.
Wir wanderten weiter steil bergan. Der Weg ist zwar nicht schwierig, aber steil und rutschig. Trittsicherheit ist erforderlich. Für diesen insgesamt sehr langen Rundweg ist auf jeden Fall auch eine gute Kondition Voraussetzung. Nachdem man aus dem Waldstück wieder heraus ist, geht der Weg dann ebenfalls steil in Serpentinen den Felshang hoch.
Oben auf dem Felshang angekommen, befindet man sich auf dem Bilkengrat und hat einen sehr schönen Ausblick. Man schaut in südlicher Richtung auf die Berge des Rätikon (Schweiz), Drusenfluh (2.827 m), Drei Türme (2.830 m, 2.755 m, 2.489 m), Gamsfreiheit (2.445 m), Kl. Sulzfluh (2.710 m), Drusentor (2.343 m). In östlicher Richtung hat man den Blick auf Verspala (2.443 m) und Schwarzhörn (2.460 m). Während wir diesen Ausblick genossen, hörten wir plötzlich einen Hubschrauber. Der Rettungshubschrauber flog vom Anfang des Gauertales in geringer Höhe Richtung Talschluß. Er schien dann in dem kleinen Gerölltal zu landen, in dem sich beim Beginn unseres Aufstieges zum Bilkengrat die ältere Dame verletzt hatte.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich dringend noch einmal zu bedenken geben, bitte für Wanderungen im hochalpinen Bereich nicht an der Ausrüstung sparen und vor allem grundsätzlich Vorsicht und Vernunft walten zu lassen. Wenn man sich hier oben verletzt, so hat das meistens ernste Folgen. Hilfe kann nur aus dem Tal oder von der nächsten Berghütte angefordert werden. Bedingt durch die örtlichen Gegebenheiten kann bis zum Eintreffen der Retter einige Zeit vergehen.
Sie werden vielerorts bei Höhenwanderungen sogenannte „Steinmandl“ finden. Meist an Geröll- und Felspfaden. Diese „Steinmandl“ werden von Wanderern aufgebaut. Es ist üblich, wenn man an einem „Steinmandl“ vorbeikommt, einen Stein hinzuzufügen. Die „Steinmandl“ dienen der Orientierung. Da auf den Felspfaden die Wegmarkierungen mit Farbe auf Steinen oder Felsplatten angebracht sind und sie z. B. vom Schnee verdeckt sein könnten, bieten die kleinen Steinhügel Orientierungshilfe.
Der Weg verläuft nun als schmaler Trampelpfad, mal bergauf und mal bergab, hoch über die Ostseite des Gauertales. Er führt entlang unterhalb dem Schwarzhorn (2.460 m), Schwarzhornsattel (2.166 m), Walser Alpjoch und Tschaggunser Mittagspitze (2.168 m) in nordöstlicher Richtung. Dabei geht man an Felswänden entlang, durch Geröllmoränen und über Almwiesen. An der Alpila, einer kleinen, bewirtschafteten Almhütte, legten wir beim Abstieg noch eine Rast ein. Wir tranken Frischmilch und kauften noch eingelegten Käse.
Von der Alpila aus nahmen wir den in der Kehre direkt unterhalb der Almhütte beginnenden Pfad. Dieser schmale Wald- und Wiesenpfad verläuft sehr steil querfeldein direkt hinunter ins Gauertal. Es befinden sich auf dem Weg keine ausgesetzten Stellen oder Sicherungen. Der Weg ist allerdings bedingt dadurch, dass er sehr steil und serpentinenreich ist und außerdem teilweise von Baumwurzeln durchzogen ist, schwieriger zu begehen. Konzentration und Trittsicherheit sind erforderlich. Der Weg endet in den Almwiesen auf der Ostseite des Gauertales und stößt dort wieder auf den Fuhrweg. In nordöstlicher Richtung gehen wir auf dem Fuhrweg zurück zu der Stelle, an der sich der Weg ins Gauertal gabelt. Von dort geht es dann weiter zurück zum Ort.
Wir waren schon wieder auf der asphaltierten Straße am oberen Ortsrand, als ich einen Schäferhund entdeckte, der uns aus der Einfahrt eines Hotels folgte. Da ich „Charly“ natürlich an der Straße wieder angeleint hatte, ließ ich sofort die Leine fallen. Ich ging normal weiter und versuchte unseren Hund davon zu überzeugen, dass er mitkommen solle. Daran war aber gar nicht zu denken. „Charly“ drehte sich um und lief langsam zurück, dem Schäferhund entgegen. Er ging schnurstracks auf ihn zu, beschnüffelte ihn und wollte ihn dann zum Spielen überreden. Soviel Dreistigkeit war dem älteren Rüden wohl nicht ganz geheuer, er schnüffelte noch einmal und trottete dann zum Hotel zurück.
Um 17:30 Uhr waren wir wieder am Lünerseewerk. Die Gesamtwanderzeit betrug bei einem Höhenunterschied von 850 m (inklusive der Pausen) 8 Stunden.
7) St. Gallenkirch (878 m) – Zamang Alpe (1.855 m) –
Zamang Spitze (2.386 m) – Wormser Höhenweg – Kreuzjoch (2.389 m) – Wormser Hütte (2.305 m) – Schruns (690 m) –
per Linienbus zurück nach St. Gallenkirch
Wir fuhren mit dem Pkw von Gaschurn in nordwestlicher Richtung nach St. Gallenkirch. Auf einem Parkplatz an der Hauptstraße stellten wir den Pkw ab und wanderten dann durch das am Ortsrand liegende Wohngebiet „Äußere Ziggam“. Nach ca. 15 Minuten Gehzeit erreichten wir die Stelle des Waldrandes, an der sich der Sponaweg schmal, steil und serpentinenreich durch den Wald aufwärts windet.
Der Waldweg ist zwar sehr schön, aber er ist auch sehr anstrengend. Nach ca. ¾ Stunden Gehzeit stößt der Sponaweg dann auf den Zamangweg (Fuhrweg). Wir folgen den Serpentinen des Zamangweges aufwärts bis zur Tanafreida Almsiedlung. Auch hier können Almhütten gemietet oder gepachtet werden. Nun geht man vom Fuhrweg ab und überquert die Almwiesen, um dann auf einem schmalen Pfad oberhalb weiter aufzusteigen. Wir blieben auf dem Pfad, bis dieser wieder auf den Zamangweg stieß und gingen dann den Rest des Weges zur Zamang Alpe auf dem Fuhrweg weiter. Der Zamangweg ist mäßig steil und nicht schwierig, aber die insgesamt 2 ½ Stunden Wanderzeit zur Zamang Alpe ziehen sich auf diesem Wege sehr hin.
An der Zamang Alpe angekommen, hatten wir uns die erste Rast redlich verdient. Wir bestellten hausgemachte Buttermilch und Käse. Der Blick in nordöstlicher Richtung auf das oberhalb der Lawinensicherungen liegende Grasjoch (1.975 m), Scheimersch (2.420 m) und Roßberg (2.381 m) und einen Teil des östlichen Montafon. In westlicher Richtung reicht die Sicht bis auf die Vororte von Schruns, und im Südwesten schaut man auf den Motadenser Kopf (2.041 m), Alpilakopf (2.255 m), Äußerer Gweilkopf ( 2.406 m) und Gweil Spitze (2.187 m). Der kleine Sohn der noch sehr jungen Wirtsleute war von „Charly“ ganz begeistert, und er wich dem Hund kaum noch von der Seite. Stolz erzählte er uns, dass seine Eltern ihm versprochen hätten, auch einen Hund anzuschaffen. Mit „Charly“ machte ich einen kleinen „Ausflug“ in den gegenüber liegenden Schweinestall. Er stand vor den Boxen und sah sich neugierig die Tiere an.
Von der Zamang Alpe wanderten wir nach ½ Stunde wieder weiter. Ursprünglich wollten wir von hier zum Grasjoch oder zur Zamang Spitze. Der Weg zum Grasjoch war allerdings wegen Sprengarbeiten gesperrt. Zurück zum Ort wollten wir aber auch noch nicht. Also entschlossen wir uns, bis zur Zamang Spitze auf dem Weg zu bleiben und dann umzukehren. Oberhalb der Zamang Alpe wird der Weg nun wieder sehr schmal. Zuerst führt er noch über Wiesen, und schließlich windet er sich als Geröllpfad steil und serpentinenreich hinauf zur Zamang Spitze. Hier, unterhalb der Zamang Spitze auf dem Höhenplateau, glaubt man sich wieder in die Urzeit zurück versetzt. Bis zum Wegstück unterhalb des Aufstieges zur Zamang Spitze benötigten wir von der Zamang Alpe 1 ½ Stunden.
Wir sahen von einer Besteigung der Zamang Spitze (2.386 m) ab, da der Weg zur Spitze sehr steil durch Geröll und Schutt führt und wir uns nicht sicher waren, ob der Hund das schaffen könne. Statt dessen liefen wir unterhalb der Spitze auf einer Höhe von 2.323 m auf dem schmalen Geröllpfad weiter.
Wir überlegten während einer kurzen Pause, noch auf dem Wormser Höhenweg bis zur Wormser Hütte zu wandern und dann von dort per Gondel nach Schruns zu fahren. Von Schruns fährt bis spät nachmittags ein Linienbus zurück nach St. Gallenkirch.
Über einen kleinen Grat kommt man schließlich auf den Wormser Höhenweg (502A/02). Diesem Weg folgt man nun, ohne große Höhenunterschiede an Skipisten und Liftanlagen vorbei, in nordwestlicher Richtung. Der Ausblick auf die Skipisten im Nordosten ist sehr öde. Im Westen schaut man auf den Laubkopf (2.122 m) und auf das Kreuzjoch (2.395 m). Nach ca. ¾ Stunde erreicht man die Wormser Hütte, die auf 2.305 m liegt. Von der Wormser Hütte bot sich eine sehr schöne Aussicht. In nördlicher Richtung schaut man auf die Vordere Kapellalpe. Im Osten fällt der Blick auf den Schwarzsee, das Mittagsjoch (2.363 m) und das Hochjoch (2.520 m). Sieht man in die südliche Richtung, so erkennt man das Kapelljoch (2.469 m) und Kreuzjoch (2.395 m). Im Westen rundet der Blick auf den Montafon und den Ort Schruns mit den umliegenden Bergen das Panorama ab.
Wir machten an der Wormser Hütte eine Pause von ½ Stunde. Die Hütte ist auch von innen sehr gemütlich, Dadurch, dass sie an einem interessanten Höhenweg liegt und per Gondel erreichbar ist, ist sie auch sehr gut besucht.
Um 15:30 Uhr mussten wir aufbrechen, um die Gondel nach Schruns nicht zu verpassen. Man kann von der Wormser Hütte mit dem Sessellift bis zur Bergstation der Hochjochbahn abfahren. Da sich aber sehr viele Wanderer auf den Weg zum Sessellift begaben, machten wir uns auf den Weg durch die Vordere Kapellalpe zum Sennigrat. Man geht auf dem serpentinenreichen Geröllpfad durch die Lawinensicherungen und unter dem Sessellift her, hinab zur Bahnstation der Hochjochbahn.
Wir hatten Glück und erwischten noch die abwärts fahrende Gondel. Die Mitnahme des Hundes in der Gondel war erlaubt. „Charly“ war vorher noch nie in einer Gondel mitgefahren. Die Geräusche der Bahn machten ihn offensichtlich etwas ängstlich, aber er blieb ruhig. Die Gondel fährt sehr steil abwärts, und der Ausblick ist streckenweise alles andere, als beruhigend. Nach kurzer Fahrtzeit hatten wir die Gondelstation in Schruns erreicht.
Wir erkundigten uns bei Passanten nach dem Weg zum Busbahnhof, der sich auch am Bahnhof befindet. Nach ca. 5 Minuten Wartezeit kam auch schon der Bus. Für „Charly“ ist die Fahrt in einem vollbesetzten Bus kein Problem, da er das von Zuhause gewöhnt ist.
Als der Bus vorfuhr, entdeckte ich am Bus ein Schild, auf dem ein Hund mit Maulkorb abgebildet war. Hunde dürfen also scheinbar hier nur mit Maulkorb auf dem Bus mitfahren. Wir stiegen mit „Charly“ an der Leine ein, und ich war schon gespannt, ob der Busfahrer etwas sagen würde. Wir waren todmüde, und mit Hund und zwei schweren Rucksäcken im Bus, dass war alles schon kompliziert genug. Wir bezahlten unsere Fahrkarten, der Fahrer händigte sie kommentarlos aus. Wir suchten uns Sitzplätze und kamen 25 Minuten später in St. Gallenkirch an.
Um ca. 17:30 Uhr waren wir am Parkplatz. Die Gesamtwanderzeit, Gondel- und Busfahrt natürlich eingerechnet, betrug 8 ½ Stunden. Der zu überwindende Höhenunterschied im Aufstieg betrug 1.427 m.
8) Seetal- Lünerseebahn /Talstation (ca. 1.700 m) –
Lüner See (1.970 m) – Totalphütte (2.385 m) –
gleicher Weg zurück
Von Gaschurn fuhren wir mit dem Pkw um. 7:30 Uhr Richtung Brand/Brandner Tal, in nordwestlicher Richtung bis zum Taleingang des Montafon. Von Bludenz folgen wir den Verkehrsschildern Brand/Brandnertal. Die Serpentinenstraße ins Brandner Tal ist bis zu dem Ort Brand sehr gut ausgebaut. Erst führt sie durch Wald und schließlich ins Brandner Tal. Wir fuhren durch den Ort Brand ins Seetal bis zum Parkplatz der Lünerseebahn (Gondel). Hier ergatterten wir um 9:00 Uhr morgens einen der letzten drei freien Parkplätze. Bautrupps arbeiteten am Rande der Straße, um für die nächste Saison an den Seitenrändern weitere Parkplätze zu schaffen.
Anstatt die Gondelbahn in Anspruch zu nehmen, stiegen wir über den „Böser Tritt Steig“ auf zum Lünersee. Der Weg trägt diesen Namen nicht umsonst. Zuerst führt der schmale Steig rechts vom Parkplatz der Gondelbahn Talstation durch Sträucher und Gestrüpp aufwärts. Der Pfad ist extrem steinig, schmal und serpentinenreich. Nach wenigen Minuten führt der Geröllpfad dann ohne Serpentinen an der Felswand entlang. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf jeden Fall erforderlich. Kleine Rinnsale und Bäche laufen quer über den Steig und machen ihn streckenweise rutschig. Man folgt den wenigen Kehren auf dem steilen Pfad. Auf einem Stück des Weges befinden sich auf einer Strecke von schätzungsweise 100 m Seilsicherungen. Da der Weg hier bedingt durch einen Bachverlauf sehr rutschig werden kann und er hier auch nicht über Geröll, sondern über Felsstücke führt, ist es schon ratsam, sich an den Seilsicherungen festzuhalten. Für den Hund stellte das kein Problem dar. Der Blick hinunter zur Lünerseebahn/Talstation ist von dieser Stelle aus schwindelerregend. Auf der gegenüberliegenden Seite der Felswand sehen wir Wanderer beim Aufstieg.
Das letzte Stück dieses Weges führt dann wieder serpentinenreich durch den steinigen Wiesenhang bergan. Am Ende des Steiges hat man den Blick auf den Lünersee (1.970 m). Man kann jetzt in 5 Gehminuten links auf breitem Schotter/Kiesweg die Douglasshütte erreichen. Wir zogen es vor, die Douglasshütte zu meiden, da uns auf vorangegangenen Touren viele Wanderer erzählt hatten, wie überfüllt die Hütte sei. Stattdessen wandten wir uns auf dem breiten Uferweg nach rechts. Wir liefen ein kurzes Stück am Seeufer entlang, und „Charly“ ging schwimmen.
Hier erlebten wir dann auch das bisher einzige Mal im Ausland, dass uns jemand wegen dem Hund beschimpfte. Man muss dazu sagen, dass der Lünersee ein beliebtes Ziel für Angler ist. Wir hatten eine Stelle ausgewählt, an der „Charly“ etwas seichter ins Wasser gelangen konnte. 50 Meter links von uns saß ein einzelner Angler. Als er den Hund schwimmen sah, regte er sich auf und meinte, wir sollten mit dem Köter verschwinden. Ich bin kein Mensch, der so etwas einfach hinnehmen kann, es sei denn, ich befinde mich im Unrecht. Am Lünersee befinden sich weder Verbotsschilder, noch sind hier Schwimmer, die sich von dem Hund gestört fühlen könnten. Die wenigen Angler verteilen sich um den großen Bergsee. Der Bergsee ist weder ein reines Angelgewässer noch Privateigentum, und „Charly“ war so weit von dem Angler entfernt, dass er ihn überhaupt nicht stören konnte. Deshalb konnte ich mir auch nicht verkneifen, dem Österreicher zuzurufen, dass der See vielleicht für ihn und den Hund groß genug sei. Wenn er aber der Meinung sei, Österreich ist für ihn und unserem Hund schon zu klein, dann könne er nach Alaska auswandern. An anderen Stellen des Sees ließen wir den Hund dann noch mehrmals ohne Probleme schwimmen.
Fast am südöstlichen Ende des Sees angekommen, biegt dann rechts der Geröllpfad zur Totalphütte ab. Der schmale Geröllpfad führt an der Bergwand entlang und später in Serpentinen durch Schutt- und Geröllmoränen aufwärts. Er ist nicht schwierig, aber, da der Weg sehr steinig und schmal ist, beschwerlich. Dies war in diesem Urlaub die letzte Bergtour, und es war deutlich spürbar, wie sehr die Kondition am Ende nachlässt. Wir machten nach ca. ¾ Stunde auf einem kleinen Plateau Rast.
Als wir aßen und tranken, erschienen auf dem Weg zwei Ehepaare. Hechelnd und stöhnend kamen Sie auf das Plateau zu. Beim ersten Anblick war deutlich, dass Sie keine Bergwanderer sind und mit der Seilbahn heraufgekommen sein mussten. Die beiden Frauen trugen Jogginganzüge und Turnschuhe. Die Männer hatten normale Herrenkleidung und derbe Halbschuhe an. Einer der Männer trug eine „Aldi“ Plastiktüte. Die Frauen blieben auf dem Plateau, um nach kurzer Rast von dort wieder hinunter zum See zu gehen. Die beiden Männer gingen weiter.
Wir brachen nach ca. 20 Minuten Rast auch wieder auf. Der schmale Weg war auch deshalb unangenehm zu gehen, weil viele Wanderer unterwegs waren. Da jeder ein anderes Gehtempo hat, musste man laufend überholen. Das ist bei einem Aufstieg schon beschwerlich, weil man sein eigenes Tempo für das Überholmanöver ja kurzfristig erhöhen muss. Je öfter das passiert, umso schneller ermüdet man natürlich. Das eigene Tempo den langsamen Wanderern vor einem anzupassen bringt allerdings auch nichts, zumal dann, wenn es sich um Seilbahntouristen handelt, die alle 5 Minuten stehen bleiben, um die Aussicht zu genießen. Mit dem Hund ist das auch nicht unproblematisch, da er natürlich zügig weiterläuft, und dann plötzlich zehn Personen zwischen uns und dem Hund gehen.
Der Weg windet sich schließlich durch Felsplatten aufwärts, zwischen denen schon etwas Schnee liegt. Nachdem ein kleines Tal durchquert und zwei weitere Kehren auf dem Weg überwunden sind, steht man dann an der Totalphütte. Die Hütte ist auch von innen sehr gemütlich, zum Kauf von Getränken oder Essen muss man sich allerdings an einem „Schalter“ anstellen.
Wir nahmen, wie auf den meisten Hütten, auf der Sonnenterrasse Platz und legten eine Pause ein. Ich war gerade dabei, meinen „Landjäger“ mit „Charly“ zu teilen, da sah ich die beiden Männer die Terrasse betreten, die in Tuchhose und Halbschuhen hierher gewandert waren. Der eine Mann hielt sich immer noch an seiner „Aldi“ Tüte fest, aber mit der anderen Hand umklammerte er nun ein Bier.
Die Terrasse der Totalphütte war hoffnungslos überfüllt. Uns gegenüber saß noch ein deutsches Ehepaar mit einem mittelgroßen Mischlingsrüden; der Hüttenwirt selbst besitzt eine Schäferhündin, die sich allerdings Hütte aufhielt. Von den zwei Terrassen der Totalphütte bietet sich der Ausblick auf die Tote Alp, Kanzelköpfe (2.402 m, 2.442 m) und Kanzeljoch (2.410 m), Schesaplana (2.965 m), Felsenkopf (2.835 m), Zirmenkopf (2.805 m) und Seekopf (2.698 m). Nach ca. ¾ Stunde brachen wir wegen der Menschenmengen wieder auf.
Zurück ging es auf dem gleichen Weg wie beim Aufstieg. Wir legten beim Abstieg nur noch eine kurze Rast ein und ließen den Hund nochmals im Lünersee baden. Dann ging es über den „Böser Tritt Steig“ wieder zur Talstation der Lünerseebahn. Um 15:00 Uhr waren wir wieder am Auto. Die Gesamtwanderzeit betrug 6 Stunden bei einem Höhenunterschied von ca. 680 m. Als wir um ca. 17:30 Uhr wieder in Gaschurn ankamen, zog ein Gewitter auf. Bei dem Wetter fällt der Abschied morgen leichter.
Kurze Wanderungen für Pausentage
1) Umwanderung des Silvretta Stausees (2.030 m)
Sie fahren über die Silvretta Hochalpenstraße, bis hinauf zum Silvretta Stausee. Man überquert die Staumauer und geht dann auf dem Pfad am Westufer des Sees entlang. Am Anfang des Klostertales können Sie noch ein Stück in das hübsche Höhental hinein wandern und dort im Freien ein Picknick machen. Oder Sie gehen noch um das Südende des großen Stausees, bis zu der Abzweigung ins Ochsental.
Hier können Sie über den einfach begehbaren Fuhrweg (Nr. 313) nach ca. 1 ½ Stunden Wanderzeit die Wiesbadener Hütte erreichen. Der Gehweg auf der Ostseite des Sees (Nr. 313) ist breit und sehr gut begehbar. Der See wird eingerahmt von dem Schatten Kopf (2.654 m), Kresperspitze (2.620 m), Kl. Vallüla (2.643 m) und Vallüla (2.813 m) im Norden. Im Westen liegen die Lobspitzen (Kl. 2.760 m, Vord. 2.835 m und Mittl. 2.799 m). Am Südufer liegt die Kl. Schattenspitze (2.703 m), und am Ostufer bilden Hohes Rad (2.934 m) der Radkopf (2.751 m) den Abschluß.
Möchten Sie nur den See umwandern, so bieten sich am Nordende des Sees drei Lokale zu einer abschließenden Rast an. Der Silvretta Stausee ist vor allem an Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel, auch für Bustouristen. Dem Massentourismus kann man hier leider nicht aus dem Weg gehen.
2) Teil-Umwanderung des Vermunt Stausees (1.743 m)
Wir parkten das Auto am nördlichen Ende des Stausees. Nach Überquerung der kleinen Staumauer gingen wir dann erst am Westufer des Sees auf dem Wiesenpfad entlang. Am Vermunt Stausee herrscht weniger Betrieb, als an dem höher gelegenen und größeren Silvretta Stausee. Dafür halten sich am Vermunt Stausee sehr viele Angler auf. Ein abwechslungsreicher Pfad führt am Westufer entlang, das eingesäumt wird von der Tschambreu Spitze (2.604 m), Stritt Kopf (2.745 m) und Hochmaderer (2.823 m). Am Südufer können Sie ins schöne Kromertal wandern oder über eine kleine Brücke auf die Ostseite des Sees. Hier führt der Weg nicht mehr am Ufer entlang, sondern an der Silvretta Hochalpenstraße.
3) Partenen (1.051 m) – Tafamunt Alpe (1.550 m)
Sie können vom Ort Partenen entweder mit der Tafamuntbahn hinauf fahren bis auf 1.501 m (nur Sommerbetrieb) und dann den Rest der Strecke zur Jausenstation auf dem Wanderweg zurücklegen, oder Sie gehen von Partenen aus auf dem Wanderweg hinauf, der beim Kops Werk beginnt.
4) Partenen (1.051 m) – Kops Stausee (1.809 m) –
Zeinisjochhaus (1.822 m)
Verlauf der Wanderung bis zur Inneren Ganifer Alpe wie unter Höhenwanderung Nr. 2 beschrieben. Ab dort weiter der Fahrstraße folgend hinauf zum Kops Stausee. Der See kann umwandert werden, am nördlichen Ende des Sees liegt das Zeinisjochhaus auf 1.822 m. Hier können Sie einkehren.
Tagestouren mit dem Auto
Sehenswürdigkeiten für Schlechtwettertage
Bedingt dadurch, dass wir extremes Glück mit dem Wetter hatten und deshalb viele lange und anstrengende Touren machten, unternahmen wir von Gaschurn nur einen Ausflug.
1) Tagesausflug nach Schruns
Wir fuhren durch den Montafon in nordwestlicher Richtung nach Schruns. Das Örtchen hat einen hübschen Ortskern mit vielen Geschäften und Cafés. Für einen Ruhetag mit Einkaufsbummel oder Biergartenbesuch genau das Richtige.
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