Seit 1993 haben wir von www.rudelurlaub.de das Bergwandern als Hobby für uns und unsere Vierbeiner entdeckt. Die im Folgenden beschriebene hochalpine Bergtour in Südtirol machten wir 1996 mit unserem Vierbeiner Charly (Terrier-Pudel-Mix) in Südtirol (Auszug aus dem Buch „Der Berg ruft“ ISBN 3-9805191-0-4).
Tour: Sulden Ortsteil St. Gertraud (Haus der Berge ca. 1.900 m) – Tabarettahütte (ca. 2.550 m) – Payer Hütte (3.029 m) und auf gleichem Weg zurück.
Wie bei allen hochalpinen Bergtouren gilt generell: Hunde, die einen starken Jagdtrieb haben, oder nicht dazu erzogen wurden bei Bedarf „Fuß“ an anderen Zweibeinern vorbeizugehen, gehören definitiv an die Leine!
Hinter dem „Haus der Berge“ in Sulden/St. Gertraud beginnt der Wanderweg Nr. 4 in Richtung Tabarettahütte. Hier ist der Ausgangspunkt für die Wanderung zur Payerhütte, die wir um 9:30 morgens antraten. Einige Wanderer hatten uns am Vortag von dieser Bergtour mit Hund abgeraten, und wir waren bei Beginn der Wanderung nicht wirklich sicher, ob wir überhaupt weiter als bis zur Tabarettahütte kommen würden. Anfangs ist der Weg serpentinenreich aber nur mäßig steil, und führt in nordwestlicher Richtung durch den Wald bergan bis zur Waldgrenze (2.145 m – 45 Minuten Wanderzeit). Wie fast alle Wanderpfade ist der Weg gut markiert und nicht sehr schmal. Vorsicht allerdings ist bei Nebel oder Regen geboten, da der Weg überall von Baumwurzeln durchzogen ist, und es schnell rutschig werden kann.
Wo der Wald endet, verläuft der schmale Pfad in ansteigender Querung über Geröllmoränen. Der Weg ist nicht schwierig , aber abenteuerlich. Es empfiehlt sich keine vermeintlichen Abkürzungen durch die Geröllmoränen zu nehmen, sondern auf dem markierten Wanderpfad zu bleiben, hier kommt man am schnellsten und gefahrlosesten durch die Geröllmoränen. Die Tabarettahütte liegt an der gewaltigen Nordostwand des Ortlers. Als wir unterhalb dieser Wand entlang wanderten, entdeckten wir weit oben eine Gruppe beim Aufstieg über diese Wand. An der Wand erinnert eine Gedenktafel an die Bergsteiger, die beim Versuch die Nordostwand des Ortlers zu besteigen ums Leben kamen.
Während der Querung der Geröllmoränen befindet man sich ständig unterhalb der bedrohlich wirkenden Eiswülste des oberen Ortlerferners. Die Wanderzeit durch die Geröllmoränen beträgt ca. 45 Minuten.
Die Tabarettahütte ist schon bei der Querung der Geröllmoränen sichtbar. Nach der Überquerung der Geröllmoränen führt der Weg steil und serpentinenreich über einen Wiesenhang in nordwestlicher Richtung bergan. Links und Rechts auf dem Wiesenhang weiden freilaufende Schafe, der Weg ist seht steinig und das steilste Wegstück ist der letzte Anstieg zur Tabarettahütte. Für dieses letzte Stück benötigt man ebenfalls ca. 45 Minuten. Die Gesamtwanderzeit vom Ort Sulden zur Tabarettahütte beträgt ca. 2 – 2 ½ Stunden.
Von der bewirtschafteten Tabarettahütte (2.556 m), wo wir eine 45 minütige Pause einlegten, geht es weiter zum Bärenjoch/Bärenkopfscharte. Es bietet sich von der Hütte und von dem folgenden Wegabschnitt ein traumhafter Blick auf den Ort Sulden, das gesamte Suldental und den Suldenbach, sowie auf die auf Berghänge der gegenüberliegenden Talseite.
In nordwestlicher Richtung geht es auf der Rückseite der Hütte wieder auf dem Weg Nr. 4 über Geröllmoränen auf dem schmalen und steinigen Bergpfad weiter bergan. Anfangs ist der Pfad fast eben, jedoch zum Ende der Moräne und beim Aufstieg zum Bärenjoch/Bärenkopfscharte wird der Weg wieder serpentinenreich und sehr steil.
Ab dem Bärenjoch/ Bärenkopfscharte (auf 2.871 m) sollte der Wanderer nicht nur trittsicher sondern definitiv auch schwindelfrei sein! Ab dem kleinen Felsturm auf 2.903 m Höhe geht es erst auf dem Tabarettakamm und später unterhalb des Kammes (hier sind Seilsicherungen vorhanden, leicht ausgesetzte Wegstellen) weiter in Richtung Julis Payer Hütte. Man wandert jetzt auf der Rückseite des Tabaretta-Gebirgskammes in südlicher Richtung mit einem traumhaften Ausblick ins Trafoier Tal und auf das gegenüberliegende Stilfser Joch mit seinen 48 Kehren.
Für unseren Vierbeiner Charly gab es auf der gesamten Tour keine unumgehbaren Hindernisse und auch der schwindelerregende Ausblick beeindruckte unseren Vierbeiner nicht. Das Wegstück vom Bärenjoch/Bärenkopfscharte zur Julis Payer Hütte ist für die Zweibeiner teilweise seilgesichert, enthält keine großen Steigungen mehr, aber leicht ausgesetzte Wegstellen. Kurz vor der Julis Payer Hütte kommt dann noch mal ein steilerer Abschnitt beim Aufstieg zur Hütte.
Der Weg zur Julius Payer Hütte ist anspruchsvoll und anstrengend – das Ziel jedoch lässt alle Strapazen vergessen. Die Hütte ist Ausgangspunkt für Besteigungen des Ortlers auf dem Normalaufstieg und eine der höchstgelegenen Berghütten der Alpen. Von der Terrasse der Julius Payer Hütte auf 3.029 m Höhe bietet sich ein atemberaubender Ausblick. Bei guter Sicht kann man in nördlicher Richtung bis zum Reschensee schauen, von der Westseite der Hütte bietet sich der Ausblick über den gesamten Stilfser Joch Nationalpark. Imposante Gipfel, so weit das Auge reicht. Da es zur Julius Payer Hütte keine leichte Aufstiegsvariante gibt, ist die Atmosphäre der Hütte einzigartig. Hier findet man weniger den typischen Wandertouristen, sondern wettergegerbte Bergsteiger aus aller Welt, die von hier aus den Ortler besteigen.
An der Julis Payer Hütte machten wir eine Pause von einer halben Stunde und traten dann auf gleichem Weg den Rückweg an. Der Schwierigkeitsgrad der Tour ist laut Wanderführer „mittel“, die Gesamtwanderzeit mit Pausen betrug 9 Stunden bei 1.120 zu bewältigenden Höhenmetern, ist laut Wanderführer ohne Pausen und bei guter Kondition in 6 – 7 Stunden zu schaffen.
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