Höhenwanderungen im Tauferer Ahrntal/Rieserferner Gebirge

11 Höhenwanderungen im Tauferer Ahrntal/Rieserferner Gebirge, Urlaubsort: Sand in Taufers (865 m) Wanderurlaub 5.9.-25.9.93. (Zum Zeitpunkt dieses Wanderurlaubes war „Charly“ 8 Monate alt)
Dazu noch einige Kurzwanderungen für Pausentage und einige Tagestouren in der Umgebung.

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Auf dem Reiner Höhenweg

Tour 1: Rein in Taufers (1.595 m) – Hochgallhütte (ehemalige Kasseler Hütte, 2.276m) – den gleichen Weg zurück

Vom Ort Sand in Taufers fährt man per Auto oder Linienbus über eine schmale Serpentinenstraße hinauf nach Rein i. T. Sie benötigen für die Fahrt ca. 20 Minuten. Der Höhenunterschied zwischen den beiden Orten beträgt rund 800 m. Rein i. T. ist ein kleines und noch sehr ruhiges Bergdorf. Es liegt zwischen dem Knutten- und dem Bachertal. Dieser Ort ist Ausgangspunkt für viele hochalpine Bergtouren und Bergbesteigungen im Riesenferner Naturpark. Für diejenigen, die wirklich Ruhe und Ursprung suchen, würde sich dieser Ort als Urlaubsort noch eher anbieten, als das 4.000 Seelen Örtchen Sand in Taufers. Die Serpentinenstraße, die in nordöstlicher Richtung aus Sand herausführt, verläuft entlang dem Reinbach. In dem Ort Rein in Taufers kann das Auto auf dem Parkplatz hinter dem Hotel Alpenrast abgestellt werden. Als wir aus unserem PKW ausstiegen, begrüßten uns direkt zwei einheimische Hunde. Ein Schäferhund und ein kleiner Mischling kamen zusammen auf uns zugelaufen. Die beiden begleiteten uns bis zum Gatter auf der angrenzenden Weide. Wir überquerten die Weide. Bei der Parkbank am angrenzenden Wald befindet sich dann der erste Wegweiser. Nun folgen wir dem Weg Nr. 1 in südöstlicher Richtung durch den Wald. Der Weg ist ein normaler Trampelpfad, der anfangs verhältnismäßig steil und kurvenreich bergan führt. Ab der Waldgrenze auf ca. 1.900 m führt der Pfad über steinigeren Boden durch die Almwiesen. Man geht unter anderem an einem kleinen Wasserfall vorbei und überquert später den Tristenbach. Auf dieser ersten Wanderung in Südtirol erlebten wir auch zum ersten Mal Murmeltiere. Mit schrillem Pfiff meldete es sich aus der rechts liegenden Felswand. Der Hund fuhr vor Schreck zusammen und machte einen Satz vorwärts. Suchend schaute er in Richtung Felswand. Da ihm dieses Geräusch aber wohl nicht ganz geheuer war, blieb er sehr dicht bei uns. Die Hütte wird schon ca. 1 Stunde bevor man dieses Ziel erreicht sichtbar. Die Hochgallhütte (ehemals Kasseler Hütte) liegt auf 2.276 m. Von Rein in Taufers aus benötigt man für die Wanderung bei einem Höhenunterschied von ca. 700 m gute 2 ½ Stunden (je Strecke, ohne Pausen). Der Schwierigkeitsgrad ist „leicht“. Es gibt weder ausgesetzte Wegpassagen, Seilsicherungen noch Klettersteige. Die Hochgallhütte ist eine viel besuchte Berghütte, da die Hütte auch Ausgangspunkt für die Bergsteiger ist, die den Hochgall besteigen möchten. Von der Sonnenterasse aus hat man einen traumhaften Blick auf den Hochgall und die umliegenden Berge mit ihren schneebedeckten Spitzen. Wir setzten uns bei strahlendem Sonnenschein auf die Sonnenterasse. Auf der Terrasse nahmen wir Teile unseres Proviants und auf der Hütte bestellte Getränke zu uns.

Achtung: Bei einigen Berghütten berechnet man inzwischen einen Mindestpreis bei Verzehr von selbst mitgebrachtem Proviant. Die einzige Hütte, auf der man uns daraufhin ansprach, war im Ortlergebiet. Ich habe ja Verständnis dafür, dass auch die Hüttenwirte an den Touristen verdienen wollen. Da die Preise auf den Berghütten aber generell sehr hoch sind, ist nicht einzusehen, warum neben Getränken noch Essen bestellt werden muss. Schließlich sind Berghütten keine Restaurants im ursprünglichen Sinne, sondern sogenannte Bergrettungshütten, deren erstes Anliegen auch heute nicht der Kommerz sein sollte. Generell gilt für mich als Hundehalter außerdem eine goldene Regel, die ich auch Zuhause beherzige. Wo immer ich mit meinem Hund drinnen nicht willkommen bin, gebe ich auch nicht gerne Geld aus. Die Hochgallhütte wirkt noch rustikal und ursprünglicher als viele andere Berghütten, die wir besuchten. Nur bei schlechtem Wetter setzen wir uns in die Hütten. Bei schönem Wetter wäre es um den Ausblick schade. Als wir an der Hütte ankamen, befanden sich aber außerdem in der Hütte mehrere Männer der Bergwacht mit ihren Schäferhunden. Zu viele Hunde auf engem Raum ist immer ein unnötiges Risiko. Die Hütte ist von Anfang Juni bis Anfang Oktober geöffnet, sowie in der Frühjahrs-Skitourenzeit. Die Hochgallhütte ist eine der Hütten, zu denen weder Lift noch Seilbahn führt. Von der Hochgallhütte gingen wir auf einem schmalen Pfad weiter aufwärts bis zu einem kleinen See, der nur ca. 20 Minuten oberhalb der Hütte liegt. Der Rundumblick war einfach überwältigend. In westlicher Richtung die Gipfel der Durreck-Gruppe, nach vorn Richtung Hütte blickend (Nord) die Riesenferner Gruppe und das Bachertal, und im Rücken (Süd) Schneefelder und den Hochgall. Wir gingen den Weg wieder zurück bis zur Hütte und begaben uns dort auf den in östlicher Richtung abzweigenden Arthur-Hartdegen-Weg. Der Weg ist sehr steinig und besteht zum größten Teil aus Geröll und Felsplatten.  Die Markierungen sind deutlich erkennbar. Nach ca. 1 Stunde drehten wir allerdings um. Ein Ehepaar, das uns entgegen kam, gab zu bedenken, dass der Weg eine ausgesetzte Stelle hätte, die mit dem Hund kaum zu schaffen sei. Außerdem wäre der Weg hinunter ins Ursprungstal noch sehr weit. Da es schon 14:00 Uhr war und wir nicht sicher sein konnten, diese Strecke mit dem Hund zu schaffen, kehrten wir in Richtung Hochgallhütte um. Wir benötigten bis zur Hütte ca. 1 Stunde und folgten von dort wieder dem Weg Nr. 1 zurück nach Rein in Taufers. Wieder bei der Parkbank am Waldrand angekommen, kamen wir mit einer Gruppe Italiener ins Gespräch. Sie fanden „Charly“ so süß, dass für ihn sogar ein Schinkenbrot ausgepackt wurde. Um 17:30 Uhr waren wir wieder in Rein in Taufers am Parkplatz.

Nach jeder Bergwanderung bin ich froh, dass es noch so viel schöne Natur gibt. Wenn ich dann nach den Wanderungen vom Parkplatz aus die Berge von unten sehe, fällt es mir immer wieder schwer zu glauben, dass ich wenige Stunden vorher irgendwo dort oben gewesen bin.

Tour 2: Rein in Taufers (1.595 m) –  Kofleralmhütte (2.034 m) – Koflerseen (2.439 m) – Knuttental – Rein in Taufers (Rundweg)

Unsere zweite Tageswanderung führte uns von dem Ort Rein in Taufers zu den Koflerseen und zurück nach Rein durch das bildhübsche Knuttental. Wir parkten das Auto auf dem letzten möglichen Parkplatz am östlichen Ende des Ortes Rein in Taufers In Rein folgt man der Straße in Richtung Knuttental. Die letzten Parkplätze liegen vor einer Schranke, ungefähr auf der Höhe Rastelwald/Ebnerhof/Hofer. Direkt am Parkplatz führt der Weg Nr. 8 A rechts hoch in südöstlicher Richtung zum Ebnerhof. Das erste Wegstück ist Fuhrweg. Ein Stück oberhalb des Ebnerhofes biegt links an einem Gatter der steile und kurvenreiche Waldweg Nr. 8 A ab. Der Weg ist anfänglich sehr steil, und außerdem ist etwas Vorsicht geboten, da der Trampelpfad überall von Baumwurzeln durchzogen ist. Bei diesigem oder regnerischem Wetter ist dieser Weg sehr rutschig. Der schöne Wanderpfad führt stetig aufwärts Richtung Untere Kofleralm und bietet rechts den Ausblick auf das Bacher- und das Ursprungstal und den Gebirgszug auf der anderen Talseite. Man blickt auf Hochgallhütte und den Hochgall. Entlang dem Wald geht es weiter. Schließlich überqueren wir eine Weide und sind dann an der Unteren Kofleralm. Bei der jungen Magd an dieser Almhütte kann man Getränke und Kleinigkeiten zu essen bekommen. Die alte Almhütte wirkt sehr romantisch; aber wahrscheinlich auch nur so lange, wie man sie nicht von innen anschaut. Das junge Mädchen, das die Hütte bewirtschaftet, kümmert sich auch um das Weidevieh. „Charly“ hatte vor diesem Urlaub noch keine Gelegenheit, Kühe in „freier Wildbahn“ zu erleben, und so war diese Almhütte für ihn ein echtes Erlebnis. Die Kühe kamen bis an die Bänke, auf denen wir saßen, kein Zaun weit und breit. Es war „ein Bild für die Götter“ zu sehen, wie „Charly“ sich fast den Hals verrenkte bei dem Versuch, die Kuh zu beschnuppern ohne ihr zu nahe zu kommen. Auf der Alm gibt es auch einen Hund, den Schäferhund-Mix „Rocky“. Bei Ankunft an der Alm hatte „Rocky“ unseren „Charly“ kurz verbellt und dann beschnuppert. Danach trottete er gleichgültig zum Eingang der Hütte und blieb auf Befehl auch dort liegen. Vor der Almhütte kann man schön sitzen und bei strahlendem Sonnenschein wird man richtig faul. Während „Charly“ sich von den Kühen den ganzen Kopf ablecken ließ, nahmen wir eine Milch und einen Teil unseres Proviants zu uns. Auf den Almhütten bekommt man meistens noch Frischmilch. Auf den Berghütten handelt es sich, da so hoch oben kein Vieh gehalten wird und wegen der erheblichen Transportprobleme, um H-Milch. Schließlich brachen wir wieder auf. Auf dem Weg Nr. 9 A ging es über Alm- und Felspfade stetig aufwärts zur Oberen Kofleralm. Die Obere Kofleralm ist unbewirtschaftet. Hier zweigt auch der Arthur-Hartdegen-Weg ab, der bis in den Talschluss des Ursprungstals und dann am Westkamm der Riesenferner Gruppe entlang zur Hochgallhütte führt. Wir bleiben auf dem Weg Nr. 9 A in nordöstlicher Richtung. Es geht jetzt von dem Hochplateau der Oberen Kofleralm zu den Koflerseen (2.437 m). Die beiden kleinen Seen liegen direkt nebeneinander. Als wir am Ufer sitzen und uns umschauen, fühlen wir uns in eine andere Zeit versetzt. Dieses Höhenplateau hat einen sehr starken Urzeitcharakter. Der Himmel bedeckte sich etwas, und an dem oberhalb liegenden Joch zogen Nebelschwaden auf. Die ganze Szene wirkte absolut geisterhaft. Dieses felsige Hochplateau läßt einen denken, man wäre auf einem anderen Planeten gelandet. Weiter geht es in nord-östlicher Richtung auf dem Weg Nr. 9 A zum Joch (2.700 m). Das Joch wird ohne Schwierigkeiten überquert. Auf der anderen Seite wird der Abstieg allerdings sehr steil und felsig. Aber auch das war ohne größere Probleme für „Charly“ und uns zu schaffen. Auf dem Weg Nr. 9 geht es nun stetig steil abwärts, vorwiegend über Geröll und Stein zu der unbewirtschafteten Sossenhütte. Hier legten wir eine kurze Rast ein. Von der Sossenhütte an talwärts wird der Weg immer steiler. Das Absteigen macht sich auf jeden Fall in den Beinen stärker bemerkbar, als der Aufstieg. Kurz vor dem steilen und kurvenreichen Wegabschitt hinunter in Knuttental befindet sich auf dem Weg Nr. 9 eine kurze Strecke, auf der man beim Abstieg auf der linken Seite Felswand hat und rechts Schlucht. Ist man nicht schwindelfrei, so richtet man an solchen Stellen seinen Blick grundsätzlich auf die Felswand oder konzentriert sich auf die eigenen Füße. Wanderer, die nicht schwindelfrei sind, sollten den Blick nach unten in die Schluchten vermeiden. Diese Wanderung hatten wir ursprünglich in umgekehrter Richtung geplant (Aufstieg auf Weg Nr. 9 und Abstieg auf Weg Nr. 8 A). Im Nachhinein waren wir froh, dass wir den Weg wie beschrieben gegangen sind. Der Weg Nr. 9 führt auf den Fuhrweg im Knuttental. Diesem Fuhrweg folgt man in südwestlicher Richtung bis zum Parkplatz. Die Wanderung dauerte mit kurzen Pausen insgesamt 5 ½ Stunden. Der Höhenunterschied beträgt 950 m. Der Schwierigkeitsgrad wird im Wanderführer mit „leicht“ angegeben.

Tour 3: Rein in Taufers (1.595 m) – Knuttental – Knuttenalmhütte (1.911m) Klammlsee – Arventalalmhütte (ca. 2.200 m) in Österreich – den gleichen Weg zurück

Wie bei den beiden ersten Wanderungen, fahren wir mit dem Auto morgens gegen 8:30 Uhr von Sand in Taufers nach Rein in Taufers hinauf und parken wieder auf dem letzten Parkplatz am Anfang des Knuttentales. Wir durchwandern auf dem Fahrweg ohne starke Steigung das Knuttental. Autoverkehr auf diesem Weg ist selten, kommt aber vor. Es handelt sich hierbei um die Bewohner/Angestellten der Knuttenalm oder um Mitarbeiter der Forstverwaltung. Auf der gesamten Strecke durch das Knuttental hat man einen traumhaften Blick. Links schaut man auf Durreck Gruppe und den Knuttenbach, rechts auf die Riesenferner Gruppe. Der Fahrweg durchs Knuttental trägt die Bezeichnung Nr. 1 B/9 und führt in nordöstlicher Richtung nach ca. 1 Stunde Wanderzeit zur Knuttenalm. Die Knuttenalm ist gut besucht. Auf der hölzernen Sonnenterasse lassen wir uns bei einem Glas Milch zu einem Päuschen nieder. Die Hütte ist rustikal und gemütlich. Sie liegt am Talschluss des Knuttentales. Es bietet sich von der Terrasse ein Blick durch das gesamte Knuttental. Die Hütte liegt auf der Höhe von 1.911 m. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, auf jeder Hütte Ansichtskarten mit dem Hüttenstempel oder Hutnadeln mit Abbildung der jeweiligen Hütte zu erwerben. Nachdem wir uns auch hier Karten gekauft hatten, brachen wir wieder auf. Ab der Knuttenalmhütte nehmen wir den Fuhrweg Nr. 9 in östlicher Richtung. Der Weg steigt jetzt steiler an. Den Serpentinen folgen wir bis zum Zollhaus und dem Klammlsee. Der Klammlsee liegt direkt rechts am Fuhrweg, und für „Charly“ war das eine willkommene Badepause. Die Gletscherseen sind auch im Sommer nicht warm. Das hält ihn aber nicht davon ab zu schwimmen und Stöckchen unzählige Male aus dem Wasser zu apportieren. Da unser Hund ein sehr dichtes Unterfell hat, scheint ihm die geringe Wassertemperatur nichts auszumachen. Nach der Spielpause am Klammlsee ging es dann auf dem Fuhrweg Nr. 9 weiter bis zu dem auf 2.298 m gelegenen Klammljoch. Teilweise stehen hier noch alte Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg und auf dem Joch ein unbesetztes Zollhäuschen. Wenige Meter weiter weist ein Schild darauf hin, dass man sich nun in Österreich befindet. Wir folgten dem Fuhrweg weiter talwärts. Es öffnet sich der Blick ins Arvental, und man kann schon vom Joch aus die Arventalalmhütte sehen. Diese Almhütte ist wirklich ein Erlebnis. Man geht vom Fuhrweg ab über eine Weide auf die Hütte zu. Nachdem wir den Arventalbach überquert und durch das Gatter den Hof betreten hatten, standen wir auf einem matschigen Platz. Ein kleines Pony kam auf uns zu. Unser Hund war erst mal sehr verdutzt. So einen „großen, gescheckten Hund“ hatte er noch nie gesehen. Bei diesem Bergwanderurlaub war „Charly“ immerhin erst 8 Monate alt. Der Hund war erst 6 Wochen bei uns und sah viele Dinge wohl zum ersten Mal in seinem Leben. Auf diesem Vorplatz liefen außerdem einige Ziegen frei herum. „Charly“ lief mit den Ziegen über den Hof und rannte zu dem Pony auf die Weide. Schnauze an Schnauze standen die beiden dort und beschnüffelten einander. Auf dem lehmigen Hof standen vier Holztische und Stühle verteilt. Die Tische mit karierten Tischdecken. Die niedrige Hütte nimmt innen keine Gäste auf. Sie verfügt nur über zwei Räume, in denen die Wirtsleute den Sommer über leben. Wir suchten uns einen Tisch an der Wand der Scheune aus und bestellten hausgemachten Strudel und Milch. Währenddessen standen die Ziegen oben auf dem Dach der Hütte und schauten uns in die Teller. Diese Hütte bietet auch noch nicht den Luxus eines richtigen WCs. Am Ende des Hofes zur Schlucht ins Tal steht das berühmte Häuschen mit dem Herzchen an der Türe, ein sehr zugiges Plumpsklo. Inzwischen hatten die Ziegen angefangen, mit dem Hund Fangen zu spielen. Mal scheuchte der Hund die Ziegen, mal umgekehrt, und in den Atempausen standen sie alle versammelt neben unserem Tisch und bettelten. Der Wohnraum der Hütte war gleichzeitig Küche. Nackte Steinwände, am Ende des Raumes eine Feuerstelle auf der ein riesiger, gusseiserner Kessel stand. An der Wand aufgereiht die Schuhe der Besitzer, ein Plastikbottich mit eingeweichter Wäsche, ein schwerer, alter Ofen und ein Tisch. Mehr befand sich nicht in dem Raum. Aber vielmehr hätte in dem winzigen Raum auch keinen Platz gehabt. In dem noch kleineren Schlafraum befand sich nur ein kleines Schränkchen und ein normales Bett. Wegen der sehr urigen Wirtsleute und der gediegenen Stimmung auf der Hütte, blieben wir hier 1 ½ Stunden. Von der Atmosphäre her war die Arventalalmhütte eine der urigsten, die wir auf unseren Höhentouren kennengelernt haben. Dieses Hüttenziel ist allerdings untauglich für all jene, die es mit Komfort, zügiger Bedienung und fast steriler Sauberkeit halten. Für die, die das originelle und urige Hüttenziel suchen, ist es ein Traumziel. Der Wirt spendierte ein Gläschen selbstgebrannten Schnaps. Bei dem uns noch bevorstehenden Rückweg hätten wir allerdings von dem Schnaps auch nicht mehr als ein Gläschen trinken dürfen.
Dringend zur Vorsicht raten möchte ich beim Bergwandern in Bezug auf den Genuss von Alkohol. Es wundert mich immer wieder, dass viele Wanderer auf den Berghütten oft zu sehr dem Alkohol zusprechen; vielleicht ohne sich darüber im klaren zu sein, dass sie noch mehrere Stunden des Rückweges auf schmalen Wandersteigen vor sich haben. Durch die körperliche Anstrengung und Erschöpfung kann auf der Sonnenterasse einer Berghütte bei strahlendem Sonnenschein das zweite und dritte Glas Alkohol schon Folgen haben. Etwas vorsichtig sollte man auch bei den Mahlzeiten sein. Ganz davon abgesehen, dass die meisten Berghütten (insbesondere in Österreich) gesalzene Preise haben; mit übervollem Magen einen Rückweg von mehreren Stunden anzutreten, kann auch talwärts sehr beschwerlich sein.
Nach 16:00 Uhr sind in den Höhenregionen kaum noch Wanderer anzutreffen. Die Bergsteiger steigen teilweise um diese Zeit auf und übernachten auf den Hütten, um am nächsten Morgen sehr früh mit den Bergbesteigungen zu beginnen. Die „Seilbahntouristen“, wie ich sie mal nennen will, sind schon längst wieder sicher in der Gondel oder im Hotel. Nur wenige Bergwanderer sind so spät noch auf dem Rückweg. Für den Rückweg wählten wir an diesem Tag die gleiche Strecke, wie für den Aufstieg. Auf dem Rückweg legten wir nochmals auf der Knuttenalm ein kurzes Päuschen ein. Frühabendliche Stille war eingetreten, und über uns kreisten viele Raben. Die Sonne warf ihre letzten kräftigen Strahlen in das Höhental. Um 18:00 Uhr erreichten wir wieder unser Quartier und freuten uns auf eine deftige Abendmahlzeit. Die reine Wanderzeit bei dieser Höhenwanderung betrug 6 Std. bei einem Höhenunterschied von ca. 750 m. Der Schwierigkeitsgrad ist im Wanderführer mit „leicht“ angegeben.

Tour 4: Kasern (1.595 m) – Röttalamhütte (2.100 m) – Lenkjöchlhütte (2.573 m)  – Windtal – Kasern (1.595 m) (Rundweg)

Morgens, beim ersten Gassigang mit „Charly“, regnete es in Strömen. Um 7:30 Uhr konnten wir sehen, wie die dunklen Wolken in Richtung Rein in Taufers abzogen. Im Ahrntal war der Himmel dagegen blau mit weißen Schäfchenwolken. Mit dem Auto fuhren wir von Sand in Taufers über Luttach – Steinhaus, Prettau nach Kasern. Der kleine Ort Kasern liegt auf 1.595 m. In Kasern parkten wir das Auto am alten Bergwerk. Um ca. 9:00 Uhr begannen wir die Wanderung. Wir überquerten den Ahrnbach und wanderten auf dem Weg Nr. 11 in südöstlicher Richtung (Knappenberg). Auf dem serpentinenreichen Pfad geht es durch den Wald. An der Waldgrenze angekommen, führt der steinige Pfad an einigen der alten Bergwerksstollen entlang (aufgrund der feuchten Bodenbeschaffenheit teilweise sehr rutschig) hinauf zum Röttalkreuz. Von hier aus geht es südostwärts über die Röttalweiden zur Röttalalm. Die Almhütte ist bewirtschaftet. Gäste mit Hund sind willkommen. Auf dem Hof der Hütte kann man auf Holzbänken Platz nehmen. Da es sehr windig und etwas kühl war, gingen wir allerdings in die noch sehr ursprüngliche Hütte. Empfangen wurden wir zuerst von einer 2 Jahre alten Pyrenäenberghündin namens „Bianka“. Sie hatte in „Charly“ sofort einen Spielgefährten gefunden. „Die beiden Hunde krempelten erst einmal die ganze Hütte auf links“. „Charly“ war ungefähr wadenhoch, „Bianka“ reichte mir bis an den Oberschenkel. Es sah einfach zu komisch aus, wenn „Charly“ unter den Tisch rannte und „Bianka“ versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, um dann auch unter den Tisch zu krabbeln. Die Bäuerin holte für uns die gewünschten Getränke, und wir setzten uns mit den Wirtsleuten in die Stube. Der Bauer lag auf der Schlafstätte auf dem alten Kachelofen. Die alten Almhütten haben noch die großen Kachel- oder Steinöfen, auf denen sich wegen der auch im Sommer sehr geringen Temperaturen üblicherweise die Schlafstätte befindet. Die Bäuerin arbeitete gerade an einer Klöppelarbeit. Sie zeigte uns stolz einige Stücke, die Sie zum Verkauf anbietet. Wir kauften ein kleines Deckchen. Der Bauer rührte sich während der ganzen Zeit der Unterhaltung nicht von seiner Schlafstätte. Als wir nach ca. ¾ Stunde wieder aufbrachen, fragte er beim Abschied nur, ob unser Hund zu verkaufen wäre. „Charly“ hatte mehrfach versucht, die riesige Hündin zu besteigen. Der Bauer meinte, er fände ein so „unkeusches“ Tier gut. Die Röttalalmhütte bietet eine sehr ursprüngliche Atmosphäre und liegt auf 2.100 m. Von der Röttalalmhütte geht es durch das Röttal in östlicher Richtung dem Talschluss entgegen. Man überquert an einer Stelle den Bach und wandert dann am Berghang entlang. Der Blick durch dieses ruhige Höhental auf die Kl. Löffelspitze, Kemater Spitze und Röttalspitze ist imposant. Überall rundherum ca. 3.000 m hohe Gipfel mit schneebedeckten Spitzen. Schafe grasten an den Gletscherhängen des Tales. Bei fast jedem Schritt auf diesem Weg findet man schöne Mineralien und Quarze. Nach einer Wegbiegung führt der schmale und nun sehr steinige Pfad unterhalb der Reinhart Spitze in nordöstlicher Richtung an der Bergwand entlang mit Blick auf den Rötkees. Ab der Wegbiegung ist die Lenkjöchlhütte am Talschluss sichtbar. Der Weg zur Hütte beträgt aber von diesem Punkt noch gut ¾ Stunde. Bei fast allen Hütten ist auf dem letzten Wegstück noch einmal ein kurzer, steiler Anstieg zu bewältigen. Aber die Hütte doch endlich zum Greifen nahe zu haben, gibt einem nochmal Auftrieb für die letzten Serpentinen. Auf diesem Abschnitt des Weges gingen wir durch Schnee. „Charly“ war in seinem Element. Die Lenkjöchlhütte ist ebenfalls noch sehr ursprünglich. Kein Buffet, an dem man sich, wie bei vielen österreichischen Berghütten, zwecks Bestellung einreihen muss. Da auch diese Hütte nicht mit einer Seilbahn oder Gondel zu erreichen ist, hält sich die Anzahl der Gäste in angenehmen Grenzen. Von innen wirkt die Hütte etwas dunkel, aber gemütlich. Rund um die Berghütte lag Schnee. Ein kurzes Stück unterhalb der Hütte liegt ein kleiner See. Die Hütte verfügt auch nicht über eine Versorgungsseilbahn. Wir kamen mit dem Hüttenwirt ins Gespräch. Er erzählte uns, dass die Hütte zum großen Teil per Hubschrauber versorgt wird. Einen Teil des Proviants, insbesondere die Frischprodukte, holt er mit einem Geländemotorrad aus dem Tal. Der Hund war hier, wie auf den meisten Hütten, gut gelitten. Dafür ist die Lenkjöchlhütte allerdings eine Nichtraucherhütte. Hier stand ich also nun während der Unterhaltung mit dem Wirt bei ziemlicher Kälte vor der Hütte, um die Zigarette anzuzünden. Die Lenkjöchlhütte liegt auf 2.573 m. Den Abstieg von der Hütte traten wir nach ca. 1 Stunde in nordwestlicher Richtung an. Auf dem felsigen Pfad mit der Nr. 12 ging es vorbei an Felsen und Schneefeldern ins Windtal. Das erste Stück des Abstieges war sehr steil. Im Windtal angekommen, wird der Weg zu einem Trampelpfad durch Almwiesen. Wir hatten die steile Strecke gerade überwunden, da hörten wir hinter uns Motorengeräusch. Der Wirt der Lenkjöchlhütte kam mit seinem Geländemotorrad angedüst. Mit dem Motorrad auf dieser Art Boden zu fahren, erfordert einiges an Können. Nun fing es auch an zu nieseln. Da wir Regencapes dabei hatten, konnten wir uns und die Rücksäcke vor Nässe schützen. Der Weg Nr. 12 führt nun quer durch die Almwiesen, vorbei an der Labesaualm (wird  bewohnt, aber keine Einkehr). An den Hängen kann man, gerade in den Höhentälern, oft die Murmeltiere pfeifen hören. Mit scharfem Auge und etwas Geduld hat man auch manchmal das Glück, die Tiere auf einem Felsvorsprung sitzen zu sehen. Sie sitzen dort auf den Hinterläufen, die Vorderläufe angewinkelt; wie ein Hund, der „Männchen“ macht. In dieser Position verharren die scheuen Tiere wie versteinert. Unser Hund bekam bei dem schrillen Pfiff fast „hektische Flecken“. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er mit diesem Geräusch überhaupt nichts anfangen konnte. Seine Öhrchen richteten sich auf, soweit das bei seinen Schlappohren überhaupt möglich ist. Weiter geht es auf dem Weg Nr. 12, vorbei an der Heiliggeist-Kapelle. Der Weg führt am Ahrnbach entlang und verläuft parallel zur Straße. Den Ahrnbach überquerten wir über eine kleine Holzbrücke. Den letzten Rest des Weges ging es an der schmalen Autostraße entlang zum Parkplatz. Um 17:30 Uhr waren wir wieder am Auto. Die Wanderzeit inklusive Pausen betrug ca. 8 ½ Stunden. Auf der gesamten Wanderung sind keine ausgesetzten Stellen oder Steige. Der Höhenunterschied beträgt 978 m. Im Wanderführer ist der Schwierigkeitsgrad mit „mittel“ angegeben. Eine wirklich lohnende Rundwanderung für all jene, die konditionsstark sind.

Tour 5: Lappach (1.436 m) – Nevesstausee (1.856 m) – den gleichen Weg zurück

Da der Himmel morgens sehr bedeckt aussah und wir die Wetterlage abwarten wollten, brachen wir zu dieser Wanderung erst um 11:00 Uhr auf. Die Gesamtwanderzeit ohne Pausen beträgt nur 1 ½ bis 2 Stunden, wodurch sich diese Wanderung besonders gut für einen „faulen“ Tag eignet. Mit dem Auto geht es von Sand in Taufers erst in südlicher Richtung bis Mühlen. Von dort in östlicher Richtung durch den Ort Mühlwald und weiter nach Lappach. Lappach ist ein ganz kleines Bergdörfchen im Talschluss des Mühlwaldertales (1.436 m). Wir parkten das Auto am Ortsende und wanderten dann auf dem Weg 24/26 in nördlicher Richtung. Der anfangs mäßig steile Weg führt durch Wald, immer entlang dem Nevesbach und parallel zur Autostraße, die zum Nevesstausee führt. Die gesamte Zeit hat man den Blick auf den Bach und die gegenüberliegende Seite der kleinen Schlucht. Geradeaus vor sich sieht man hoch oben die Staumauer des Stausees. Es will einem beim ersten Anblick erscheinen, als ob es unmöglich sein müßte, zu Fuß dort hinauf zu gelangen. Der Höhenunterschied für eine so kurze Wegstrecke ist schon gewaltig. Die Wanderzeit bis zum Stausee beträgt nämlich nur ¾ bis 1 Stunde, der Höhenunterschied allerdings immerhin ca. 420 m. Entsprechend steil verläuft der Weg.

Tour 6: Kasern (1.595 m) – Birnlückenhütte (2.440 m) – Lausitzer Höhenweg (ca. 2.500 m) – Kasern (Rundweg)

Mit dem Auto fuhren wir von Sand in Taufers, wie schon bei Wanderung Nr. 4 beschrieben, nach Kasern (1.595 m). Die Fahrtzeit beträgt ungefähr ½ bis ¾ Stunde. Als wir in Sand losfuhren, war der Himmel bedeckt. Es zog etwas Nebel auf. Regen war laut Wetterbericht nicht zu erwarten. Um ca. 10:00 Uhr begannen wir die Wanderung. Das Auto hatten wir am Ortsende bei der letzten Parkmöglichkeit an der Jausenstation (Nähe Trinksteinhütte) abgestellt. Von der Jausenstation geht es auf einem breiten Fuhrweg Nr. 14/13 erst mäßig steil in Richtung Trinksteinhütte. Die Trinksteinhütte ist eine Ruine und liegt genau wie die Jausenstation, direkt an dem Fuhrweg auf ca. 1.671 m. Weiter geht es dann auf dem nun schmaler werdenden Weg Nr. 13 in nordöstlicher Richtung, immer am Ahrnbach entlang zur Birnlückenhütte. Der Weg führt vorbei an der Unteren Tauern Alm und der Kehrer Alm zur bewirtschafteten Lahner Alm. Eigentlich hatten wir geplant, hier unsere erste kurze Rast zu machen. Da Hunde auf dieser Almhütte aber nicht willkommen waren, gingen wir noch ein Stück weiter, bis der Weg durch die anschließenden Almwiesen führte. Hier suchten wir uns einen großen Stein als Sitzgelegenheit aus und machten eine „Brotzeit“. An verschiedenen Stellen auf den Almwiesen saßen die Leute. Ein Bauer trieb seine zwei Pferde, eine Stute mit ihrem Fohlen, vorbei. Am Talende wird der Weg dann sehr steil und steinig. Dieses steile Wegstück läßt sich aber mit Blick auf die oben am Berghang liegende Hütte gut bewältigen. Die Birnlückenhütte liegt auf 2.440 m und bietet einen traumhaften Blick ins Tal bis Kasern und auf den am gegenüberliegenden Hang verlaufenden Lausitzer Höhenweg. Die Birnlückenhütte war völlig überfüllt. Wir nahmen nur Tee zu uns und wanderten nach ½ Std. Pause weiter. Nun gingen wir in westlicher Richtung auf dem Lausitzer Höhenweg (Nr. 13). Die Höhenunterschiede auf diesem Höhenweg liegen zwischen 2.500 m und 2.600 m. Auf dem zurückgelegten Teilstück zwischen Birnlückenhütte und Krimmler Tauern Hütte befinden sich an einigen Stellen Wegabschnitte, die auch Anforderungen an den Hund stellen. So muss man auf dem schmalen Pfad an einer Stelle um eine Kehre, rechts Felswand, links Schlucht. Wo auf diesem Abschnitt der Weg sehr schmal wird, ist auch noch ein größerer Stein auf dem Weg zu umgehen. An einer anderen Stelle mussten wir über ca. 20 unterschiedlich hohe Holzstufen steil hinab, die mit dicken Metalldübeln im Fels befestigt sind. Einige Stücke des Weges führen über riesige Felsplatten, bei denen man teilweise Spalten überqueren muss. Wohl bemerkt, all die genannten Dinge stellen selbst für kleinere Hunde keine echten Probleme dar, aber Vorsicht ist geboten. Vom Lausitzer Höhenweg, auf dem uns nur sehr wenige Wanderer begegneten, hat man einen traumhaften Blick ins Ahrnbachtal mit den verschiedenen Almen und auf die gegenüberliegenden Berge: Hohe Warte (2.720 m) und Sauspitzl (2.882 m). Den höchsten Punkt auf diesem Teilstück des Lausitzer Höhenweges erreicht man an der Krimmler Tauern Hütte, die auf 2.568 m liegt. Die Hütte ist eine ehemalige Grenzstation (unbewirtschaftet). Wir setzten uns draußen auf Steinblöcke und verzehrten einen Teil des Proviants. Schließlich stand mein Mann auf, um mit der Videokamera den Ausblick ins Tal zu filmen. Ich blieb auf dem ca. 15 m entfernten Stein sitzen und sah ihm zu. Plötzlich raste „Charly“ auf sein „Herrchen“ zu. Was ich aus meiner Position nicht sofort sehen konnte war, dass mein Mann nur ca. 1 m vom tiefen Abgrund entfernt stand. Da er durch die Kamera sah, bekam er auch nicht sofort mit, was geschah. „Charly“ schoss also auf ihn zu. Ich begriff im gleichen Moment, dass er schnurstracks auf den Abgrund zusteuerte. Ich schrie Charlys Namen, was den Hund zwar zur Vollbremsung in letzter Sekunde veranlasste, aber seinem „Herrchen“ einen gehörigen Schrecken versetzte. Uns beiden stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Der Hund stand 10 cm vor dem steilen Abgrund und sah uns an, als ob er fragen wolle: „Was ist denn mit Euch los? Ich besitze doch ABS-Bremsen!“ Nur ein kurzes Stück hinter der Krimmler Tauern Hütte zweigt der Weg Nr. 14 links talwärts ab. Serpentinenreich und steil führt der schmale, steinige Pfad zur unbewirtschafteten Oberen Tauern Alm, zur Unteren Tauern Alm und kurz darauf ins Ahrnbachtal auf den Fuhrweg, auf dem wir unseren Aufstieg begonnen hatten. Vorbei an der unbewirtschafteten Trinksteinhütte geht es zurück zum Auto. Wir haben für diesen Rundweg mit mehreren kurzen Pausen 8 Stunden Wanderzeit benötigt, der Höhenunterschied auf dieser Strecke beträgt ca. 970 m. Der Schwierigkeitsgrad der Wanderung ist im Wanderführer mit „mittel“ angegeben.

Tour 7: Rein in Taufers / Seeber/Putzer Alm (1.539 m) – Erlanger Höhenweg/Gelttal – Riesenferner Hütte (2.792 m) –  den gleichen Weg zurück

Diese Wanderung ist bedingt durch die Länge der Wanderzeit als Tagestour nur für Frühaufsteher geeignet. Es war bisher die einzige Bergwanderung, die wir in mehreren Jahren unserer Bergwanderurlaube zeitlich nicht geschafft haben und noch vor Erreichen des Zieles abbrechen mussten. Man kann diese Wanderung auch vom Antholzer Tal aus beginnen. Jedoch ist die reine Wanderzeit auf dem Weg sogar mit 9 Stunden angegeben. Uns wurde dazu geraten, es auf dem Weg Nr. 3 (später Erlanger Höhenweg) zu versuchen, da dieser nicht so steil und deshalb auch mit Hund eher zu schaffen sei. Ehrlicherweise muss ich natürlich dazu sagen, dass wir auch keine Bergwanderer sind, die morgens um 5:00 Uhr aufbrechen. In der Regel beginnen wir unsere Wandertage mit einem gemütlichen Frühstück und brechen zu keiner Wanderung vor 8:30 Uhr auf. Eine solch lange Tour ist aber nur dann zu schaffen, wenn man im Morgengrauen mit der Wanderung beginnt. Wir fuhren mit dem Auto von Sand in Taufers nach Rein in Taufers Noch bevor man in den Ort kommt, liegt auf der rechten Seite ein kleiner Parkplatz auf Höhe Seeber/Putzer Alm. Dort parkten wir das Auto um 9:15 Uhr. Über eine Holzbrücke ging es rechts von der Straße über den Reinbach in südöstlicher Richtung zur Putzer Alm. Der Weg ist anfangs breiter und nicht steil. Vorbei an der Putzer Alm und den Wiesen ist der Weg matschig. Hinter der Putzer Alm wir er dann schmaler und steiler. Er führt in Serpentinen aufwärts durch den Wald Richtung Gelttal. Dieses Höhental ist in meinen Augen eines der schönsten Höhentäler in der Riesenferner Gruppe. Im Waldbereich, bis hinauf ins Gelttal, ist der Weg sehr von Wurzeln durchzogen. An einer Stelle kommt man an einem kleinen Wasserfall vorbei. In dem Bereich ist der Weg außerdem etwas rutschig. Am Talanfang liegt die Äußere Gelttal Alm. Die Alm ist bewohnt, aber keine Jausenstation. Weiter geht es, immer auf dem Weg Nr. 3 bleibend, durch sumpfige Wiesen zur Inneren Gelttal Alm. Da herrliches Wetter war und die Sonne schien, gingen wir nicht zu dieser Jausenstation, sondern suchten uns einen großen Stein inmitten der Almwiesen als Rastplatz aus. Unser Hund spielte wie immer, wenn er in der Nähe von Wasser ist, wieder verrückt. Er düste durch die sumpfige Wiese und rannte dann immer wieder in den Gelttalbach. Am Talschluss angekommen, führt der Weg Nr. 3 über den Gelttalbach aus den Wiesen heraus. Hier wird er zu einem steinigen Pfad, der direkt unterhalb der Wasserkopf Spitze und der Schwarzen Wand entlang durchs Gelttalkees führt. Der Weg besteht aus Steinen und Schutt und schlängelt sich oberhalb vom Bach an der Felswand entlang. Schließlich führt er sehr steil und serpentinenreich durch riesige Felsplatten bergan. Es scheint fast so, als ob Riesen hier Weitwurf geübt hätten. Die übermächtigen Felsplatten liegen mal wie von geheimer Hand sortiert und dann wieder in wirrem Durcheinander herum. Der kleine Trampelpfad führt gut markiert durch das Plattengewirr. Man muss allerdings an Stellen, an denen Wanderwege durch Schotter, Geröll und Felsplatten führen, sehr genau auf die Markierungen achten. Die Farbmarkierungen der Wanderwege und die Nummern sind irgendwo auf den Felsplatten, teilweise in Abständen von mehreren hundert Metern, aufgesprüht. Paßt man nicht auf, so steht man plötzlich irgendwo in dieser Felsplattenlandschaft und muss dann über Stellen klettern, die Kraft und Zeit kosten und auch Gefahren in sich bergen können. Überhaupt ist es nicht ratsam, bei hochalpinen Bergwanderungen unmarkierte Abkürzungen, zum Beispiel quer durch den Wald oder durch Almen und Geröllfelder zu nehmen. Man kann davon ausgehen, dass Markierungen bewusst an den sichersten und einfacher begehbaren Stellen angebracht sind, auch wenn diese Wege dafür vielleicht länger sind. Sie kommen aber meistens zur gleichen Zeit am Ziel an wie jene Wanderer, die Abkürzungen nehmen. Und zwar schon deshalb, weil die markierte Route weniger Kräfte zehrt. Der Weg Nr. 3/Erlanger Höhenweg führt immer in südöstlicher Richtung weiter. Oben, am Ende der Felsplatten angekommen, geht der Pfad dann wieder hinunter ins Gelttalkees. Wir überquerten den Bach, und hier standen wir dann plötzlich im Schnee. Der Pfad windet sich sehr schmal und steil an einem Berghang hoch in Richtung Gemsbichljoch. Auf dem Weg war der Schnee nun inzwischen ungefähr wadenhoch. Wir hatten zwar Wanderstöcke die etwas Halt geben, aber wir hatten bei dieser Wanderung weder Schneestulpen noch Wanderschuhe, die für Gletscher- oder Schneefeldbegehungen geeignet sind. Andauernd bekamen wir Schnee in die Schuhe. Sind dann die Wandersocken erst naß, so ist das die ideale Grundvoraussetzung, sich die sowieso schon arg geplagten Füße komplett wund zu laufen. Es kamen uns an dieser Stelle Wanderer entgegen, die ein Stück oberhalb umgekehrt waren. Die Sonne schien inzwischen nicht mehr, und rundherum sah man nur Bergspitzen und Schnee. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch frohen Mutes, unser Ziel zu erreichen. Für einen Profi stellt so etwas kein Problem dar. Für uns „Flachlandtiroler“ kann das aber ganz anders aussehen. Der viele Schnee um einen herum wirkt im ersten Moment traumhaft. Nach einiger Zeit beschleicht einen aber ein leichtes Gefühl der Orientierungslosigkeit. Die Wanderer die uns entgegen kamen meinten, man müsse oben am Pfad angekommen noch über das Joch und dann über ein Gletscherfeld, um zur Hütte zu kommen. Die Hütte sei außerdem von oben noch nicht einmal zu sehen und somit garantiert noch 1 bis 1½ Stunden entfernt. Da Nebel aufzog und es ganz leicht anfing zu nieseln, entschlossen wir uns ebenfalls umzukehren. Als „Hobbybergwanderer“ wollten wir so spät am Tag und unter den gegebenen Wetterverhältnissen nicht das Risiko einer ungeführten Gletscherbegehung eingehen. Es war auch zu diesem Zeitpunkt der Wanderung schon mittags 13:00 Uhr. Wir konnten uns ausrechnen, dass wir frühestens um 15:00 Uhr an der Hütte gewesen wären. Kaum noch Zeit für eine gescheite Pause, die aber mit Sicherheit nötig gewesen wäre, denn wir hatten noch ca. 4 Std. strammen Rückmarsch vor uns. Vor dem Dunkelwerden um ca. 18:30 Uhr wären wir auf keinen Fall wieder am Parkplatz gewesen. Schweren Herzens entschlossen wir uns also zur Umkehr und ließen uns auf dem Rückweg Zeit, die Natur zu genießen. Der Hund raste wie besessen durch den Schnee und hatte dabei höllischen Spaß. Aber auch für uns Zweibeiner war die Wanderung ein wunderschönes Naturerlebnis. Abgesehen davon, hatten wir auf dieser Wanderung wieder dazugelernt. Für uns war klar, die nächste Anschaffung an Ausrüstung würden Schneestulpen sein. Das Glücksgefühl, das uns nach den meisten anderen Wanderungen erfüllt, weil man den sogenannten „inneren Schweinehund“ besiegt hat, blieb aus. Ein Misserfolg ist immer eine traurige Sache. Wir hatten uns schon deshalb so auf diese Hütte gefreut, weil es die höchstgelegene Berghütte in der Region ist. Aber eine wichtige Erfahrung ist natürlich beim Bergwandern nicht nur das Bewältigen eigener Grenzen, sondern auch die Akzeptanz bestimmter Grenzen. Wesentlich erfahrenere Bergwanderer haben uns später einmal gesagt, dass sich ein schlechter Bergwanderer von einem guten Bergwanderer letztendlich in der Hauptsache durch seine Vernunft unterscheide. Man vergibt sich nichts dabei eigene Grenzen, ob körperlicher oder psychischer Natur, nicht zu überschreiten. Umkehr ist beim hochalpinen Bergwandern kein Zeichen von Schwäche. So manches Mal ist Umkehr auch ein Zeichen dafür, dass man noch „im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte“ und nicht größenwahnsinnig ist. Den Rückweg traten wir auf dem gleichen Weg an. Um ca. 18:00 Uhr waren wir wieder am Auto. Die letzten Sonnenstrahlen im Tal warfen ein warmes, mildes Licht auf den Parkplatz. Auf dem Wald, aus dem wir kurz zuvor herausgekommen waren, lag Schatten. Im Reintal herrschte schon frühabendliche Stille. Als wir am geöffneten Kofferraum unseres PKW`s die Wanderschuhe auszogen, lag „Charly“ schon zusammengerollt unter dem Kofferraum. Der kleine Kerl ist bis zum letzten Moment der Wanderung immer topfit. Aber am Auto angekommen, scheint „die Luft dann wirklich raus zu sein“.

Tour 8: Nevesstausee (1.856 m) – Edeltrautehütte (ehemals Eisbruggjochhütte 2.545 m) – Neveser Höhenweg – Nevesjochhütte (ehemals Chemnitzer Hütte 2.420) – Nevesstausee (Rundweg)

Mit dem Auto fuhren wir morgens zur gewohnten Zeit in Sand ab. In südwestlicher Richtung ging es durch den Ort Lappach (Fahrtstrecke wie bei Wanderung Nr. 5 beschrieben). Von Lappach aus geht es in extrem schmalen und unübersichtlichen Serpentinen auf der Asphaltstraße weiter bergan bis zu dem auf 1.856 m gelegenen Nevesstausee. Dieser Bergsee, eingebettet zwischen Almwiesen, Höhentälern und 3.000 m hohen Gipfeln, ist wirklich imposant. Vom Parkplatz, direkt am Seeufer, beginnen wir um 9:10 Uhr unsere Wanderung. Zuerst geht es immer der Asphaltstraße folgend am Ostufer des Sees entlang. Nach nur 10 Minuten Gehzeit kommen wir an eine Schranke. Wir umgehen die Schranke. Auf dem Fuhrweg Nr. 24/26 geht es weiter in nördlicher Richtung. Der Fuhrweg führt vorbei an der Unteren Nevesalm auf 1.860 m (keine Einkehr). Der Weg Nr. 26 biegt am nördlichen Ende des Sees links ab in südwestliche Richtung und führt durch das Bett des Ursprungsbaches. Dann verläuft dieser Fuhrweg am westlichen Ufer des Nevesstausees entlang, vorbei an zwei Almen (ebenfalls keine Bewirtung). Auf diesem Teil des Weges kommen einem, wie fast überall auf den Almwegen, freilaufende Kühe entgegen. Hat Ihr Hund die Angewohnheit Kühe zu jagen, so sollten Sie ihn bis zum Abzweig des Weges ins Pfeifholder Höhental anleinen. Ungefähr in der Mitte des Westufers des Stausees zweigt rechts der Weg Nr. 26 ins Pfeifholder Höhental ab. Anfänglich ist der Weg serpentinenreich und sehr steil. Am Bach entlang wird er mäßig steil, zieht sich aber scheint`s endlos hin. Auf Strecken, die schier endlos erscheinen, komme ich immer in Versuchung, mein Gehtempo zu beschleunigen, um die unangenehme Strecke entsprechend zügig hinter mich zu bringen. Dieser Versuchung sollten Sie widerstehen. Die Abstände zwischen den Pausen zum Luft holen werden immer kürzer. Der Enderfolg ist dann nur, dass man zwangsweise eine richtige Pause einlegen muss. Der Gehrythmus beim Bergwandern sollte die gesamte Wanderung über gleich bleiben. Lieber gleichbleibend langsam, als zu schnell. Wandern Sie in einer Gruppe, so sollte die gesamte Gruppe immer auf die langsamste Person Rücksicht nehmen. Beim hochalpinen Bergwandern ist Ihre Konzentration sehr wichtig. Ich bin dabei einerseits total entspannt und habe das Gefühl, dass mein Kopf völlig frei ist. Gleichzeitig erfordert das Bergwandern ein Höchstmaß an Konzentration. Sie benötigen all Ihre Konzentration um auf Gehrythmus, Wegbeschaffenheit und Markierungen zu achten. Aber trotzdem kann man Ausblicke und Natur pur genießen. Wenn ich gefragt werde, an was ich beim Wandern denke, so kann ich nur sagen, eigentlich an gar nichts. Mein Kopf ist von allen Alltagsgedanken völlig frei, und ich befinde mich fast in einem Trancezustand. Wenn ich konzentriert gehe, gibt es deshalb für mich auch nichts was mehr stört, als „brabbelnde“ und „kichernde“ Grüppchen. Ich finde das Phänomen immer wieder interessant, wenn sich Menschen in regelrechten Pulks zusammenschließen und man beim Überholmanöver die Gesprächsfetzen mitbekommt. Meistens geht es in den lauten Gesprächen um das Abendessen im Hotel und ähnliche Nichtigkeiten. Die Männer bilden dabei üblicherweise eine Gruppe für sich, weit zurückgefallen folgt die Gruppe der dazugehörenden Ehefrauen. Da Geh- und Atemrhytmus eng zusammen gehören, ist es für mich immer wieder unfaßbar, wie diese Gruppen überhaupt einen Meter weiterkommen. Interessant ist auch, dass die Gruppen, welche die Wanderungen als tratschender Club antreten, selten junge Leute sind. Diese ziehen eher ruhig und zügig vorbei. Wenn man zu sehr mit der Unterhaltung beschäftigt ist, nimmt man auch eigentlich die traumhafte Natur nicht halb so intensiv wahr. Wenn mein Mann und ich im hochalpinen Bereich wandern sieht es eher so aus, dass jeder von uns in seinem Rhythmus gefangen scheint, seinen ganz eigenen Gedanken nachhängt und einfach nur genießt. Während der kurzen Päuschen oder der längeren Aufenthalte an den Hütten tauschen wir uns untereinander oder mit anderen Wanderern aus. Der Weg durch das Pfeifholder Höhental (Nr. 26) bietet einen imposanten Ausblick. Man überblickt den ganzen See und hat auf der Ostseite des Sees den Blick auf den Schaflahnernock, Weiße Wand und Tristenspitze. Auch die Nevesjochhütte ist bei klarer Sicht zu erkennen. Zum Talschluss hin überquert man den Bach und geht auf dem Pfad am Berghang entlang. Das letzte Stück zur Edeltrautehütte (ehemals Eisbruggjoch Hütte) wird noch einmal etwas steiler. An der Edeltrautehütte, die auf 2.545 m liegt, hat man den Ausblick ins Pfeifholder Tal und auf den Nevesstausee sowie auf die umliegenden Gipfel, die von hieraus bestiegen werden können. Auf der Rückseite der Hütte blickt man auf den Eisbruggsee. Ein Wanderer erzählte uns an der Hütte, dass er von dort aus die Besteigung eines Gipfels wagen wolle, von dem ihm erzählt worden war, dass dort sehr schöne Quarze und Steine zu finden seien. Wir wollten erst in die gemütliche Hütte, aber der Wirt verwies uns freundlich nach draußen. Er erklärte mir, laut „Hüttenordnung“ sei der Zutritt für Hunde verboten. Im Gespräch mit dem Wirt stellte sich dann folgende Geschichte heraus. Der Schäferhund eines Touristen hatte sich wohl einige Zeit zuvor in dem Sinne verselbständigt, dass er an einem Tisch, an dem mehrere Männer der Bergrettung saßen, mit den Pfoten auf den Tisch sprang, um an einen Teller heranzukommen. Für einen der Männer von der Bergrettung war das wohl Anlaß, gegen den Hüttenwirt Anzeige zu erstatten, weil er dem Hund den Zutritt erlaubt hatte. Der Hüttenwirt bekam eine hohe Geldstrafe und möchte verständlicherweise in seiner Hütte keine Vierbeiner mehr. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ihm die ganze Situation unangenehm war, habe aber durchaus Verständnis für seine Situation. Nach kurzer Rast an der Edeltrautehütte brachen wir wieder auf. Auf dem Neveser Höhenweg (Nr. 1) ging es nun in nordöstlicher Richtung weiter. Von allen Punkten dieses Höhenweges hat man imposante Ausblicke auf die umliegenden Berge, den Nevesstausee und ins Lappacher Tal. Der See schimmert, je nach Lichteinfall, mal grasgrün oder strahlend blau. Der Höhenweg führt, wie die meisten anderen Höhenwege auch, durch eine Urlandschaft aus Geröll und Fels. Immer wieder sind Wegabschnitte sehr rutschig. Der Wanderweg verläuft entlang den sogenannten „Wasserböden“. Ab dem späten Vormittag, wenn die Sonne hoch steht und ständig Schnee auf den Gipfeln schmilzt, laufen kleine Rinnsale von Schmelzwasser an zahllosen Stellen quer über den Weg. An manchen Stellen sind es auch ausgewachsene Bäche. Ein größerer Bach muss überquert werden. Ein Ehepaar, das wir an der Edeltrautehütte kennengelernt hatten und das diesen Weg vor 20 Jahren schon einmal gewandert war, hatte uns von der Stelle erzählt. Eine andere Stelle kann mit einem größeren Hund allerdings ein echtes Problem darstellen. Ungefähr auf der Mitte des Höhenweges, nahe den Wasserböden, muss man sich eine Strecke von ca. 2 m an einem Sicherungsseil eine gerade Felswand hochziehen. Wenn Sie einen Hund haben, den Sie aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes nicht unter den Arm nehmen, bzw. 2 m senkrecht hochreichen oder hochschieben können, dann ist diese Wanderung hier für Sie eventuell beendet. Am besten ist es, die Überquerung der „Wasserböden“ noch am Vormittag anzugehen. Sonst muss man auch in Kauf nehmen, dass die Wanderschuhe naß werden. Der Weg selbst hat keine gravierenden Höhenunterschiede. Nur wenige Male geht es mäßig steil etwas bergab und bergauf. Ab dem auf 2.550 m liegenden „Mösele“ biegt der Höhenweg Nr. 1 in südöstliche Richtung ab. Wir sind nun seit der Pause an der Edeltrautehütte schon gut 2 Stunden durch die unterschiedlichsten Felslandschaften gewandert, und der Weg fängt an, sich sehr in die Länge zu ziehen. Nach ca. 3 Stunden auf dem Höhenweg ist die Nevesjochhütte erreicht. Wir durften mit dem Hund in die gemütliche, aber überfüllte Hütte. Da jedoch schon mehrere andere Hunde in der Gaststube waren, und dermaßen beengte Verhältnisse nicht besonders angenehm für die Tiere sind, brachen wir nach kurzer Pause wieder auf. Auf der Hütte hatten wir den Mann wiedergesehen, der uns an der Edeltrautehütte von der Bergbesteigung erzählt hatte. Er strahlte übers ganze Gesicht. Bei der Besteigung hatte er einen schönen Stein mit Granat-Einschlüssen gefunden, den er uns stolz zeigte. Von der Nevesjochhütte ging es erst auf einem Wanderpfad, der später zum Fahrweg wird (Weg Nr. 24), talwärts. Der Weg ist anfangs nicht sehr kurvenreich. Aber das letzte Stück dieser Straße, die hinunter führt zum Nevesstausee, besteht nur aus Kurven. Bei dem nun schon stärkeren Gefälle und den vielen Serpentinen schmerzt nach solch langer Laufzeit auf dem Asphalt bald jeder Muskel und jeder Knochen. Der Fuhrweg endet an der Unteren Nevesalm und führt dann links herunter innerhalb weiterer 20 Minuten Gehzeit zum Parkplatz. Die Wanderzeit mit vier Pausen betrug, bei einem Höhenunterschied von 689 m, 9 Stunden. Wir waren ca. 18:00 Uhr am Auto. Schwierigkeitsgrad laut Wanderführer „schwierig“ „nur für Geübte“. Ich denke allerdings, dass die Kondition bei diesem Bewertungsmaßstab eine gravierende Rolle spielt.

Tour 9: Prettau (1.476 m) – Waldner Alm (2.063 m) – Waldner See (2.338 m) – Hochwieser Alm (2.025 m) – Prettau (Rundweg)

Für diese Wanderung parken wir an Post in Prettau. Um 9:15 Uhr beginnen wir die Wanderung auf der mäßig steil bergan führenden Fahrstraße Nr. 16 B, die vom Ort aus durch den Amaßwald erst in nordöstlicher Richtung verläuft. Wir folgen den Serpentinen des Fuhrweges 16 B, der kurz darauf als Weg Nr. 16 A in südwestlicher Richtung zum Lechnerköpfl führt. Am Lechnerköpfl zweigt rechts der Weg Nr. 15 zur Hochwieser Alm ab. Wir bleiben jedoch auf dem Fuhrweg 16 A und gehen nun Richtung Wieser Hütte (1.988 m). Auf Fuhrwegen oder Straßen zu wandern empfinde ich persönlich immer als unangenehm. Auf den Schotterfuhrwegen oder asphaltierten Forststraßen läßt es sich sehr viel schlechter gehen, als zum Beispiel auf unterschiedlich gearteten Wald-, Alm- oder Felspfaden. Wir kehren nicht auf der Wieser Hütte ein, sondern gehen noch weiter bis zur Waldner Alm (2.063 m). Das Wetter an diesem Tag war schöner, als an irgendeinem Tag vorher. Es war strahlender Sonnenschein und sehr warm. Die Wanderung bis zur Wieser Alm verlief in Serpentinen durch den Wald, der etwas Schatten spendete. Der Ausblick auf die gegenüberliegende Seite des Tales mit den Bergen: Merb Spitze, Kl. Löffelspitze, Kemater Spitze, Reinhart Spitze, Sattel Spitze und Pferrer Spitze ist imposant. Gut zu sehen ist auch das Röttal. Ab der Wieser Hütte ist die Wanderroute bis oberhalb der Waldner Alm optisch nicht sehr schön. Bei der Wieser Hütte war es nicht möglich einzukehren. Statt dessen konnte man unterhalb der Hütte, an einer Art Baucontainer, Schnitzereien und Cola in der Dose erwerben. Ich habe selten etwas so unpassend empfunden, wie diesen Baucontainer mit Kitsch und Imbiß. Das ganze Höhenplateau war etwas enttäuschend. Rundherum nichts als kahle Hänge, übersät von Lawinenbarrieren. Wegen der Hitze legten wir auf einem kleinen Stück Wiese mit Blick ins Tal eine Pause ein. Prettau sah von oben aus, wie ein kleines Spielzeugdorf. Nach ca. 20 Minuten Pause ging es dann weiter Richtung Waldner Alm. Wir wanderten rechts auf dem steilen und serpentinenreichen Geröllpfad (Waldner Eggen) an dieser Alm vorbei hinauf zum Waldner See. Die Almhütte sah zwar von außen ganz gemütlich aus, aber es waren draußen keine Sitzgelegenheiten mehr frei. Ein Schäferhund lief auf der Wiese in unsere Richtung und verbellte uns. Er bestärkte nicht gerade das Gefühl in mir, dass er uns und „Charly“ auf seiner Alm willkommen heißen wollte. Der Waldner See liegt inmitten von Felsen und Geröll auf einem Höhenplateau auf 2.338 m. Der Blick auf den See und die dahinter liegenden Berge, auf Sauwipfl, Gamsspitzl, Rauchkofel und Steinmannl entschädigt für die hinter uns liegenden Anstrengungen. Am südlichen Ufer des Sees ließen wir uns zu einer Brotzeit nieder. „Charly“ nutzte die Gelegenheit für eine Abkühlung im See. Ab dem Waldner See wird der Weg Nr. 15 (Höhenweg) in nordöstlicher Richtung wieder sehr schön. Es geht auf und ab auf dem schmalen Pfad durch das Marchsteinkar. Rechts hinunter der Blick ins Tal und auf die schneebedeckten Bergspitzen der gegenüberliegenden Berge. Der Weg führt durch ein kleines Tal mit einem namenlosen Tümpel. Wir gehen weiter in südöstlicher Richtung zur Hochwieser Alm (bewohnt, aber keine Jausenstation). Auf dem letzten Wegstück bis zur Hochwieser Alm läuft der Pfad quer durch Unmengen von Heidelbeersträuchern. An der Hochwieser Alm angekommen, kühlten wir uns ab. Bei dem warmen Wetter war die Wanderung schon etwas beschwerlich. Vor der Almhütte stand eine riesige hölzerne Viehtränke, in die aus einem Gartenschlauch frisches Wasser floß. Hier biegen wir dann auf den Weg Nr. 15 nach rechts ab. Wir befinden uns nun wieder auf dem Fuhrweg und gehen in südwestlicher Richtung talwärts bis zum Lechnerköpfl. Dort stößt der Weg Nr. 15 dann wieder auf den Fuhrweg Nr. 16 A, der erst in östlicher und dann in südwestlicher Richtung zurück in den Ort führt. Um 17:00 Uhr waren wir wieder am Auto. Die Wanderzeit (inklusive mehrerer kurzer Pausen) betrug ca. 7 ½ Std. In dieser Zeit wurde ein Höhenunterschied von 880 m bewältigt. Laut Wanderführer ist der Schwierigkeitsgrad „mittel“. Heute hatten wir wirklich richtiges „Riesenferner Wetter“. Immer wenn wir bei Bergwanderurlauben Traumwetter erleben, so heißt das bei uns nur noch „Riesenferner Wetter“, weil wir uns auf der bereits geschilderten Wanderung zur Riesenferner Hütte so ein Traumwetter sehr gewünscht hätten.

Tour 10: Rein in Taufers/Gasthof Berger (1.595 m) – Mittermayer Alm (1.986 m) – Reiner Höhenweg – Durra Alm (2.096 m) – Knuttental – Gasthof Berger (Rundweg)

Zur gewohnten Zeit brachen wir morgens mit dem Pkw von Sand nach Rein auf. Am oberen Ortsrand parkten wir das Auto am Gasthof Berger (1.595 m). Direkt auf der Rückseite des Gasthofes beginnt der Wanderweg. Man hat für den Wegabschnitt bis zur Moosmayer Alm zwei Möglichkeiten. Entweder folgt man vom Gasthof Berger bis zur Moosmayer Alm dem Weg 10/Fuhrweg Nr. 1 A (vorbei an der Mittermayer Alm), oder man wandert auf einem nicht nummerierten Pfad steiler quer durch den Wald und Almwiesen bergan. Dieser nicht nummerierte Weg führt direkt zur Moosmayer Alm. Wir begannen die Wanderung ca. 9:00 Uhr und wanderten erst ein kurzes Stück durch den Wald, legten dann aber den größten Teil der Strecke auf dem Forstweg Nr. 1 A zurück. Bis zur Mittermayer Alm (1.986 m), die direkt am Höhenweg 1 A gelegen ist, benötigten wir 1 ½ Stunden. Der Wanderweg führt über den Hof der Alm. Die Bäuerin sprach uns an, ob wir vielleicht ihren Mann mit seinem weißen „Panda“ gesehen hätten. Wirklich hatten wir kurz zuvor auf einer Wiese einen Bauern gesehen, und ein weißer „Panda“ hatte auf dem Forstweg gestanden. Die Bäuerin meinte daraufhin, sie würde nämlich mit dem Essen auf ihren Mann warten. Nachdem „Charly“ die Bäuerin schwanzwedelnd begrüßt und ich ihr beteuert hatte, dass der Hund ganz brav sei, ging die Frau zur Hütte zurück und ließ ihre Hündin heraus. „Blacky“ ist eine rabenschwarze, kleine Mischlingshündin. „Charly“ und „Blacky“ fingen auch sofort an, miteinander zu spielen und scheuchten sich gegenseitig über den ganzen Hof. Während die Hunde spielten, kamen wir mit der Bäuerin ins Gespräch. Sie berichtete uns, dass die Bewirtschaftung von Almhütten immer seltener betrieben würde und nur für jene Bauern ein einträgliches Geschäft sei, die auch Bergwanderer bewirten. Die reine Viehhaltung würde nicht mehr genug abwerfen, um rentabel zu sein. In einigen Jahren, so ihre Vermutung, würde es wahrscheinlich kaum noch bewirtschaftete Almhütten geben. Die jungen Leute mögen die harte, körperliche Arbeit nicht verrichten, die Erträge seien dürftig, und letztendlich bedeutet es ja auch Isolierung und Einsamkeit. Für diese Art zu leben ist natürlich nicht jeder geschaffen. Die Almwirte und Berghüttenwirte bewirtschaften die Hütten in der Regel nur in den Sommermonaten, während dieser Zeit leben sie auch auf den Hütten. Den Rest des Jahres verbringen die meisten von ihnen in den größeren Orten im Tal und bewirtschaften dort entweder einen Hof oder gehen irgendeiner anderen Arbeit nach. Die Frau erzählte uns, dass sie auf ihrer Alm noch selbst Käse und Butter herstellen, was auf vielen Almen schon  nicht mehr geschieht. Zwischenzeitlich waren die zwei auf der Alm lebenden Schweine aus dem Stall gekommen. „Charly“ hatte noch nie ein Schwein gesehen, und deshalb war seine Reaktion auch fast filmreif. Er ließ die Hündin stehen und ging auf eines der Schweine zu. Die Sau wirkte überhaupt nicht beunruhigt durch die Anwesenheit des fremden Hundes. Der Hund stellte sich vor die Sau und schnüffelte an ihrem Gesicht herum. Dann ging er um sie herum und schnüffelte an ihrem Ringelschwänzchen. Schließlich versuchte er, das Tier zum Spielen zu animieren. Die Sau zuckelte völlig desinteressiert weiter und grunzte nur. Als „Charly“ und „Blacky“ dann wieder spielten, rannten die beiden auf die Schweine zu und sprangen beide über eines der Tiere hinweg. Es sah wirklich zu komisch aus. Nach ca. ½ Stunde Aufenthalt gingen wir auf dem Weg Nr. 1 A/Reiner Höhenweg weiter in nordöstlicher Richtung. Der Weg führt noch an der Moosmayer Alm (bewohnt, aber nicht Jausenstation), sowie an der verlassenen Hirber Alm vorbei. Er ist hier inzwischen schmal und felsig. Der Höhenweg führt unterhalb der Berghänge der Durreck Gruppe entlang. Man hat links den Blick auf den Kl. Mostnock (2.630 m), Gr. Mostnock (3.059 m), Cima Dura (3.130 m), Hirbernock (2.991 m), Katzenkofl (2.920 m) und Schwarzerspitz (2.862 m). Nach rechts blickt man ins Knuttental mit dem Knuttenbach, sowie auf die gegenüberliegenden Berge der imposanten Riesenferner Gruppe. Kurz hinter der Hirber Alm wird der Weg dann zu einem schmalen Bergpfad. „Charly“ hatte unterwegs an einem Tümpel das kalte Bergwasser getrunken und fing nun plötzlich an, sich zu erbrechen. Er erbrach nur gelben Schaum. Durch das kalte Wasser wird von Zeit zu Zeit seine chronische Gastritis akut. Wenn ein Hund so gerne schwimmt wie „Charly“, dann lässt es sich nicht vermeiden, dass er dabei auch ab und zu von dem Wasser schluckt. Der Hund wirkte etwas schlapp und ich gab ihm sofort seine Medizin. Auf dem letzten Stück des Reiner Höhenweges zur Durra Alm bewölkte sich der Himmel, und es fing an zu nieseln. Wir zogen unsere Regencapes an und beeilten uns, die Durra Alm zu erreichen. Die auf 2.096 m gelegene Durra Alm wurde 1991 neu aufgebaut. Durch einen Brand war die alte Almhütte völlig zerstört worden. Die neue Hütte ist aus hellem Holz im Stil eines Blockhauses erbaut. Aussen verfügt die bewirtschaftete Hütte über eine große überdachte Terrasse mit Holzbänken und Tischen, auch die Stube ist urgemütlich. Man kann hier verschiedene Kleinigkeiten zu essen bekommen, auch die von uns heißgeliebte Frischmilch. Vor der Holzterrasse befanden sich zwei freilaufende Ziegen. Da „Charly“ mit den Ziegen auf der  Arventalalm die Erfahrung gemacht hatte, dass der liebe Gott sie scheinbar nur für ihn zum Spielen in diese Welt gesetzt hat, lief er direkt auf diese beiden Ziegen zu. Jetzt allerdings musste er feststellen, dass nicht jede Ziege mit einem Hund spielen will. Mit gesenktem Kopf und „kampfbereiten“ Hörnern lief die eine Ziege hinter dem Hund her. Der kleine Kerl erschreckte sich fürchterlich und verkroch sich erst mal unter unserem Tisch. Ich bestellte mir Spaghetti, mein Mann eine Portion hausgemachten Graukäse (wärmstens zu empfehlen). Außer uns waren nur wenige Wanderer auf der Hütte. Da der Regen immer stärker wurde und dazu ein guter Wind blies, begaben wir uns nach dem Essen in die Stube. Der junge Hüttenwirt saß an dem großen, weißen Ofen und richtete seine Kuhglocken für den bevorstehenden Almabtrieb her. Bei einem weiteren Glas Milch schauten wir ihm noch eine Weile beim Polieren der Schmuckglocken zu. Inzwischen hatte es draußen leicht angefangen zu schneien. Dieser Wettersturz war nach kurzer Zeit vorüber, und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Von der Durra Alm aus ging es nun auf dem Weg Nr. 1 in Serpentinen in südwestlicher Richtung weiter. Der schmale Trampelpfad führt über Almwiesen und durch den Wald hinunter ins Knuttental. Auf diesem Teil der Strecke erlebte ich meinen bisher einzigen Sturz. Auf dem durch den Regen rutschig gewordenen Pfad war ich auf eine Wurzel getreten und rutschte aus. Ich fiel rückwärts und landete sehr unsanft auf dem „Allerwertesten“. Ich hatte Glück im Unglück. Nach dem ersten Schreck stand ich wieder auf den Füßen. Mein Rücken schmerzte ein bißchen und mein „Hosenboden“ sah fürchterlich aus, aber ansonsten war alles in Ordnung. Eine kleine Gruppe junger Leute, die uns auf dem schmalen Pfad entgegen kamen, hielt an. Ein junger Mann erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte. Im Knuttental angekommen, wanderten wir auf dem Fuhrweg rechts in südwestlicher Richtung zurück nach Rein. Als wir gerade die ersten Häuser des Ortes passiert hatten, fiel mir ein ausgewachsener Schäferhund auf, der in einer Entfernung von ca. 30 Metern neben seinem Spielzeug auf dem Parkplatz eines Hotels lag. Wie immer in diesen Situationen, beobachtete ich den Hund aufmerksam. „Charly“ hatten wir bei den ersten Häusern angeleint. Inzwischen regnete es wieder. Der Schäferhund sah aufmerksam in unsere Richtung, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sollte mich umdrehen. Was ich hinter meinem Rücken entdeckte, brachte das Blut in meinen Adern fast zum Gerinnen. In einer Entfernung von ca. 50 Metern stand ein Mischling. Das Tier sah aus, wie eine Collie- oder Husky-Schäferhund-Mischung. Der Hund hatte auf diese Entfernung die Lefzen so sehr hochgezogen, dass es wirkte, als würde er lachen. Erst langsam in geduckter Haltung, dann in Trab und schließlich in einen „Schweinsgalopp“ verfallend, kam das Tier auf mich zu. Während mein Mann den Schäferhund im Auge behielt, konzentrierte ich mich auf den Mischling. In solchen Situationen kann man nur noch instinktiv handeln. Mir schossen die Gedanken durch den Kopf: “Charly hoch heben? Bloß nicht!“, „Wild mit den Armen fuchteln oder nach dem Tier treten? Bloß nicht!“, „Beine in die Hand nehmen und mit Charly weglaufen? Bloß nicht! Naja, so furchtbar viele andere Möglichkeiten bleiben ja dann nicht mehr. Zum logischen Denken lässt einem die Schrecksekunde keine Zeit mehr. „Charly“ war immer noch angeleint und zeigte Angst. Er bellte oder knurrte nicht, aber er stellte sich mit eingezogenem Schwanz schutzsuchend hinter mich. Instinktiv wusste ich, wenn ich den Hund nicht durch eine für ihn unkalkulierbare Handlung vertreiben könnte, dann gäbe es keine Möglichkeit mehr einzugreifen. Es ließ sich ja auch nicht abschätzen, wie der immer noch ruhig liegende Schäferhund hinter mir reagieren würde. Würde sie gemeinsam auf „Charly“ losgehen, oder er den Mischling von seinem Territorium vertreiben? Ich bückte mich, so dass mein Oberkörper ungefähr mit der Höhe des Mischlings gleich war. Und dann reagierte ich, wie ich es bisher in ähnlichen Situationen nie wieder zustande gebracht habe. Ich fauchte den Hund mit freiliegenden Zähnen an. Das Fauchen war für meine Ohren laut genug, dass ich in dem Moment das Gefühl hatte, es hätte einen Automotor übertönen können. Der Mischling machte daraufhin ca. 5 Meter vor mir im gleichen Moment eine „Vollbremsung“. Er starrte mich ratlos an und hörte auf, die Zähne zu fletschen. Dann drehte er sich um und lief in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Zwischendurch drehte er sich mehrmals nach mir um, als wenn er es nicht fassen könne. Ich bin zwar kein Hund und weiß logischerweise auch nicht, was in dem Tier vorgegangen sein mag. Ich stelle mir aber vor, er hat sich vielleicht gedacht: „Moment Mal. Hund auf zwei Füßen der faucht, gibt es nicht. So eine große Katze auf zwei Füßen auch nicht. Ein Mensch, genauso groß wie ich, der faucht, schon gar nicht. Nichts wie weg!“ Wahrscheinlich war es aber etwas ganz anderes, was ihn veranlasste, das Weite zu suchen. Der Schäferhund auf dem Hotelparkplatz hatte sich inzwischen hingesetzt. Ich bin heute fast sicher, wäre der Mischling weiter in meine Richtung gelaufen, so hätte der Schäferhund ihn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ordentlich zurechtgewiesen, um ihn von seinem Territorium zu vertreiben. Ich atmete tief durch, und mit zitternden Knien liefen wir weiter. Als wir an dem Schäferhund vorbeikamen, lag dieser inzwischen wieder da, das Spielzeug zwischen seinen Pfoten. Wenige Minuten, nachdem wir das Hotel passiert hatten, hörte es auf zu regnen. Vor uns über der Straße in Richtung Bachertal hatte sich ein wunderschöner Regenbogen gebildet, den wir fotografierten. Danach gingen wir weiter zum Gasthof Berger. Um ca. 17:00 Uhr waren wir wieder am Auto. Unsere Wanderzeit betrug mit mehreren unterschiedlich langen Pausen 8 Stunden, der Höhenunterschied 500 m. Der Schwierigkeitsgrad für diese Tour ist im Wanderführer mit „leicht“ angegeben.

Tour 11: Prettau (1.476 m) – Fuldaer Weg – Hasental Alm (2.145 m) – den gleichen Weg zurück

Es war unser letzter Wandertag in diesem Urlaub. Das Wetter war sonnig und warm. Am übernächsten Tag sollte es heimwärts gehen. Wir fuhren von Sand durch das Ahrntal Richtung Prettau. Kurz vor Prettau befindet sich rechts der Parkplatz, auf dem wir das Auto abstellten. Der „Fuldaer Weg“ ist bis hinauf zur Hasentalalm ein Forst- und Fuhrweg. Schwierigkeitsgrad „leicht“. Man folgt dem breiten, serpentinenreichen Fuhrweg immer bergan durch den Wald. Erst kurz vor der Hasentalalm hört die Steigung auf (2.133 m). Der Weg führt dann fast eben durch den hochgelegenen Teil des Hasentales zur Hasentalalm. Bis zu dem Punkt war der Weg auch nicht besonders interessant, abgesehen von der Tatsache, dass er durch einen wunderschönen Wald führt. Die andauernden Serpentinen fangen schon nach der Hälfte der Strecke an sich zu ziehen. Kurz bevor wir den hochgelegenen Teil des Hasentales erreichten, war ich schon so weit, dass ich androhte, wenn auch nur noch eine weitere Biegung kommen würde, umzukehren. Am Anfang dieses Höhentales angekommen, entschädigt der Blick in dieses romantische und ursprüngliche Tal für alle Anstrengungen. Links und rechts eingeschlossen von steilen Berghängen verläuft der Fuhrweg immer parallel zum Hasentalbach. Das Höhental wirkt wild romantisch und ist sehr ursprünglich. Obwohl die Wanderung von der Strecke her leicht zu bewältigen ist, trafen wir nur sehr wenige Wanderer auf dieser Tour. Als wir gerade die Wanderstrecke mit Steigungen hinter uns gelassen und die Waldgrenze erreicht hatten, fing es an zu regnen. Wir zogen unsere Regencapes an und wanderten dann weiter. Schon ziemlich am Anfang dieses Höhentales wird die Hasentalalm in einiger Entfernung sichtbar. Da der Regen heftiger wurde, beschleunigten wir unsere Schritte etwas. Die Hasentalalm ist normalerweise bewirtschaftet, ein Bergbauer lebt offensichtlich die Sommermonate über mit seinem Vieh hier oben. Nach ca. 2 Stunden Wanderzeit auf dem Fuhrweg hatten wir die Hasentalalm erreicht. Drei zusammengekauerte Almhütten lagen vor uns. Zum Talschluss in südlicher Richtung der Ausblick auf die Durreck Gruppe im Nebel. Da es inzwischen in Strömen goß und Nebel aufgezogen war, klopften wir an die Hüttentür. Die Tür war angelehnt, aber in der Hütte herrschte Totenstille. Also traten wir nach mehrmaligem Rufen ein. Der erste Raum, in den man bei dem Hauptgebäude der Almhäuschen kam, war eine Art Abstellraum. Alles war sehr verwahrlost, aber offenbar bis vor kurzem, oder vielleicht sogar noch, bewohnt. In der linken Ecke dieses Raumes befand sich eine Feuerstelle. Arbeitsutensilien wie Sense, Schaufeln, Mistgabel und ähnliche Gegenstände lagen und standen herum. Von der Decke hingen auch einige Werkzeuge. An den Wänden befanden sich Kochlöffel und eine Leiter. Geradeaus war eine zweiteilige Türe. Der untere Teil war geschlossen, der obere ließ den Blick in einen Stall zu. Der Raum war mit Heu ausgelegt, ein dreibeiniger Schemel stand einsam mitten im Stall. Rechts schloss sich noch einer kleiner Raum an, darin stand eine Schubkarre. Auf der linken Seite des Raumes, in dem wir standen, befand sich noch eine Tür, die ebenfalls angelehnt war. Sie führte offensichtlich in die „gute Stube“. Leises Gemurmel wurde hinter der Türe hörbar. Wir dachten, es handele sich vielleicht um den Bergbauern. Ganz geheuer war uns eigentlich nicht beim Eintreten in die Stube. Aber in dem Abstellraum wollten wir auch nicht bleiben. Mein Mann ging voraus in die Stube. Dort saß ein Ehepaar, das auch vor dem Regen Schutz gesucht hatte. Wie das Ehepaar uns sah, fiel ihnen offensichtlich auch ein Stein vom Herzen. Es muss sich bei der Wahrnehmung unserer Stimmen wohl ebenso mulmig gefühlt haben, wie wir. Irgendwie fühlten wir uns alle vier als Eindringlinge. Bei dem verwahrlosten Zustand der Räumlichkeiten konnte man sich kaum vorstellen, dass diese Almhütte bewirtschaftet sein soll. In der Stube sah es mehr als ursprünglich aus. Keine andere Almhütte hat mir bisher so gut vermitteln können, was es wohl heißt, mehrere Monate des Jahres hier oben am „Ende der Welt“ nur mit einigen Kühen oder Schafen als Gesprächspartner, zu leben. Dazu gehört schon ein besonderer Menschenschlag. Hier oben verzichten die Bergbauern in der Regel nicht nur auf Dinge, die auch wir als Luxus bezeichnen würden. Vielmehr müssen sie wirklich auf vieles verzichten, was wir als Lebensnotwendigkeit betrachten. So spärlich solch ein Leben sein mag, ich bewundere, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die so leben können. Und das in einer Zeit, in der man sich schließlich auch im kleinsten Bergdorf darüber im klaren ist, wie der Rest der Welt lebt. In der „ Stube“ befand sich rechts ein großer Steinofen, um diesen Ofen herum eine hölzerne Sitzbank. Hier saß das deutsche Ehepaar. Wir hatten eine nette Unterhaltung und sahen uns währenddessen die Stube genau an. Um den Steinofen herum befand sich ein hölzernes Gerüst. Auf diesem Holzgestell war über dem Ofen die Schlafstätte. Auf der Schlafstätte lag nur eine alte, dreckige Decke. Als Kopfstütze diente nicht etwa ein bequemes Kissen, sondern ein größerer Holzkeil. Im Raum standen mehrere Bänke, ein kleiner Schemel und ein einzelner Tisch. Auf ihm waren Namen und Daten eingeritzt, wahrscheinlich von Besuchern. Die Kanten des Tisches waren, wie man deutlich erkennen konnte, rundherum mit einem Blumenmotiv beschnitzt, das aber noch nicht fertiggestellt zu sein schien. Wahrscheinlich hatte der Bewohner der Hütte es in der Langeweile dieser Einöde selbst geschnitzt. Auf dem Tisch stand ein verstaubter Blechteller, und in der einzigen Schublade im Tisch lag Blechbesteck, 1 Messer und 1 Gabel. Eines der Fenster im Raum war zerbrochen, und im Raum befanden sich überall Vogelfedern. Auf der Tischoberfläche lag Vogelkot. An der Wand mit dem kaputten Fenster hatte jemand liebevoll zwischen Zweigen einen Enzian, ein Vogelnest und einen Rosenkranz aufgehängt. Während wir uns mit dem Ehepaar über die Wanderung unterhielten, verzehrten wir einen Teil von unserem Proviant. Es dauerte eine ganze Zeit, bis es endlich aufhörte zu regnen. Der nachlassende Regen brachte jedoch am Talschluss und in den Talseiten dichten Nebel mit sich. Wir hatten ursprünglich vor, bis zum Talschluss und dann auf schmalem Pfad bis zur „Weißen Wand“ zu wandern. An der „Weißen Wand“ kann man noch über einen Grat auf die andere Seite des Gebirgszuges und von dort wieder ins Knuttental hinunter wandern. Die Strecke über den Grat wollten wir allerdings wegen „Charly“ und auch wegen der Wetterverhältnisse nicht mehr zurücklegen. Selbst der Weg bis hin zur „Weißen Wand“ sah bei diesem Wetter nicht sehr lohnenswert aus. Vor der Hasentalalmhütte genossen wir den Rundblick und das Rauschen des vorbeifließenden Baches. Danach ging es auf gleichem Weg wieder talwärts. Bevor wir losgingen, packte mich doch die Neugier, wie denn wohl die anderen kleinen Hütten von innen aussähen. Insgesamt besteht die Hasentalalm aus drei Gebäuden. Den Innenraum einer etwas ansprechenderen Hütte sah ich mir durchs Fenster an. Diese Hütte war sauberer als die, in der wir uns aufgehalten hatten. Sie war aber ebenfalls spärlich eingerichtet, mit hölzerner Schlafstätte, altem gusseisernen Herd und Tisch. An der einen Wand hing auf einem Haken eine Wetterjacke. Aus einer anderen gegenüberliegenden Hütte war eine Kuhglocke zu hören. Es war schon etwas geisterhaft. Ein Hufeisen hing außen über der Stalltüre. Als wir wieder losgingen, war es bereits 14:30 Uhr. Nun hätte die Zeit auch gar nicht mehr gereicht, um bis zur „Weißen Wand“ und zurück ins Tal zu kommen. Wir gingen noch einige hundert Meter in südlicher Richtung zum Talschluss, kehrten dann aber endgültig um. Wir pflückten auf dem Rückweg einen wunderschönen Strauß aus verschiedenen trockenen Gräsern. Gegen 16:00 Uhr waren wir wieder am Parkplatz. Und wie sollte es auch anders sein, es war strahlender Sonnenschein, sogenanntes „Riesenferner Wetter“. Die Wanderung hatte inklusive der witterungsbedingten „Zwangspause“ 7 Stunden gedauert, reine Wanderzeit nur ca. 4 Stunden. Am Ende jedes Wanderurlaubes merken wir dann auch, dass „die Luft endgültig raus ist“. Die Kondition lässt nach den vielen Wanderungen zum Ende des Urlaubes sehr nach. In diesem Bergwanderurlaub in Sand in Taufers war es uns von 20 Urlaubstagen an 16 Tagen möglich, Wanderungen zu unternehmen, davon 11 Höhentouren.

Wandervorschläge für kurze Wanderungen an Pausentagen

1. Sand in Taufers – Reinbach/Wasserfälle

Um 10:30 Uhr brachen wir zu Fuß von unserer Unterkunft auf. Auf dem Weg 2 A gehen wir durch den Ortsteil St. Moritzen, und später auf dem Weg 2 südöstlich zum Weiler Winkel im Tauferer Boden. Wir überqueren den Reinbach sowie eine kleine Kreuzung und gehen taleinwärts auf dem Weg 2 weiter. Erst führt der Fuhrweg fast eben bis in den Wald. Dann wird der Weg schließlich beim Aufstieg zu den Wasserfällen zu einem schmalen von Wurzel durchwucherten Pfad. Die Reinbachwasserfälle sind drei übereinander liegende Wasserfälle. Teilweise muss man auf dem Weg über schlüpfrige Stufen aufwärts. Bei Regen ist die Strecke, wie wir selbst feststellen mussten, äußerst unangenehm zu gehen. Entlang den Wasserfällen ist der Weg zwar teilweise durch Geländer gesichert, aber er ist sehr rutschig. Jeden der Wasserfälle nutzten wir für eine Fotopause. Der Wanderpfad entlang den Wasserfällen verläuft parallel zu der Serpentinenstraße, die nach Rein in Taufers führt. Der erste Wasserfall ist 10 m hoch, der dritte Wasserfall stürzt sogar 40 m in die Tiefe. Zwischen dem ersten und dem zweiten Wasserfall muss man den Reinbach über eine schmale und wackelige Brücke überqueren. Da es begann, „wie aus Eimern“ zu regnen, entschlossen wir uns, nicht mehr bis zu dem dritten Wasserfall weiterzugehen. Möchte man seine Brotzeit nicht im Freien an einem der Wasserfälle einnehmen, so ist eine Einkehr im Toblhof möglich, der direkt an der Serpentinenstraße liegt. Den Rückweg traten wir auf gleichem Weg an. Unsere Gesamtwanderzeit betrug 4 ½ Stunden, der Höhenunterschied 250 m, der Schwierigkeitsgrad ist im Wanderführer mit „leicht“ angegeben.

2. Rein in Taufers (1.595 m) – Knuttental – Knuttenalm (1.911 m)-den gleichen Weg zurück

Man fährt von Sand in Taufers zu dem auf  1.595 m gelegenen Ort Rein in Taufers Bei den letzten Höfen des Ortes in nordöstlicher Richtung ist auch der letzte Parkplatz. Wir gehen durch ein Viehgatter auf dem Weg 1B/9 (Fuhrweg) durch das Knuttental mäßig steil in nordöstlicher Richtung zur Knuttenalm. Der Fuhrweg bietet wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und verläuft bis zur Knuttenalm immer parallel zum Reinbach. Dieser Wegabschnitt von Rein zur Knuttenalm ist Teil der Wanderung zum Klammlsee/Arventalalm und wurde in der Höhenwanderung Nr. 3 beschrieben. Gesamtwanderzeit beträgt, mit einer ½ stündigen Rast an der Knuttenalmhütte, ca. 3 ½ Stunden.

3. Umwanderung des Nevesstausees (1.856 m)

Die (Teil-) Umwanderung des Nevesstausees bietet die Möglichkeit, die Bergwelt zu erleben, ohne einen Höhenunterschied bewältigen zu müssen. Man parkt das Auto auf dem großen Parkplatz am Ostufer des Sees und geht dann am Ostufer entlang bis kurz hinter die Unteren Nevesalm. Hier überquert man das Bett des Ursprungsbaches und wandert dann am Westufer des Sees entlang bis zur Staumauer. Das Betreten der Staumauer ist verboten, deshalb kann der See nicht komplett umwandert werden. Vorteil bei diesem Weg ist, dass Sie ein Höhenerlebnis haben, aber nur 4 m Höhenunterschied auf der  gesamten Strecke zu bewältigen sind. Wanderzeit bei gemütlichem Gehen ca. 2 ½ Stunden. Brotzeit entweder auf einer der Almwiesen am See oder Einkehr in der Enzianhütte am Ostufer des Sees.

4. Lappach (1.436 m) – Nevesstausee (1.856 m) – den gleichen Weg zurück

Diese Wanderung wird unter Nr. 5 bei den Höhenwanderungen im Detail geschildert. Wegen der kurzen Wanderzeit gehört diese Wanderung allerdings auch zu den Vorschlägen für Wanderungen an Pausentagen.

5. Sand in Taufers – Pojer Wasserfälle – gleicher Weg zurück

Diese Wanderung führt Sie auf ebenem Weg durch das Ahrntal, wobei der Wanderweg bis Luttach auch immer parallel zur Ahrn verläuft. Parkmöglichkeiten bestehen auf dem Parkplatz an der Ahrnbrücke unterhalb vom Schloß Taufers. Wir überqueren die Ahrn an dieser Stelle und gehen dann auf einem breiten Waldweg am Westufer der Ahrn in Richtung Norden. Nach ungefähr 20 Minuten erreichen wir die Talstation der Speikbodenbahn. An dieser Stelle überqueren wir die Hauptstraße und gehen dann ca. 100 m zurück talauswärts bis zu einer Brücke. Hier biegt man links in einen breiten Waldweg ein. Nach kurzer Wanderzeit sehen wir rechts den Wegweiser zu den Pojerfällen. Nun schlängelt sich der von Wurzeln durchzogene Pfad durch den Wald bergan. Bald befindet man sich dann an den 80 m hohen Pojerwasserfällen. Der Höhenunterschied von dem breiten Waldweg hinauf zum Wasserfall beträgt 100 m, die Gesamtwanderzeit von Sand einschließlich Rückweg ca. 3 ½  Stunden. Wenn Sie nach Besichtigung des Wasserfalles noch Lust haben, so bietet sich auch die Möglichkeit, den breiten Waldweg am Ufer der Ahrn entlang bis zu dem Ort Luttach zu gehen. Dies würde die Gesamtwanderzeit um ca. 1 Stunde verlängern. Natürlich gibt es in dieser Region noch etliche andere hochalpine wie auch flache Wanderrouten. Mein Anliegen ist es jedoch, Ihnen nur die Wanderungen zu schildern, die wir mit „Charly“ unternommen haben.

Tagestouren mit dem Auto – Sehenswürdigkeiten für Schlechtwettertage

An den Tagen, an denen das Wetter Wanderungen nicht zuließ, unternahmen wir einige Touren mit dem Auto in völlig andere Regionen. Hinsichtlich der Einkaufsmöglichkeiten in den Orten bedenken Sie bitte, dass die Geschäfte in der Mittagszeit geschlossen sind.

1. Tagesfahrt nach Bozen und Brixen

Die Altstädte sind sehr hübsch. Die Besichtigung dieser Städte mit ihren Sehenswürdigkeiten sind an Schlechtwettertagen eine willkommene Abwechslung.

2. Tagesfahrt über Bozen nach Meran

Meran ist eine gepflegte, größere Stadt, mit einer sehr schönen Altstadt. Von Meran aus kann man noch in die oberhalb gelegenen Orte Schenna oder aber über eine etwas abenteuerliche Straße hinauf nach Hafling fahren. Meran, Bozen und Brixen haben neben ihren hübschen Altstädten und Fußgängerzonen mit vielen exklusiven Geschäften auch viele hübsche Straßencafes und Restaurants zu bieten. Kulturell interessierte Besucher dieser Orte kommen bei Besichtigungen der Museen, Kathedralen und Kirchen auf ihre Kosten.

3. Tagesausflug zum Pragser Wildsee und nach Cortina d’Ampezzo

Der Pragser Wildsee kann ganz umwandert werden. Dieser romantische Bergsee liegt an den Ausläufern der Dolomiten. Ein Hotel und Restaurant lädt bei diesem Ausblick zu einem gemütlichen Essen ein. Vom Pragser Wildsee fährt man durch die Dolomiten nach Cortina d’Ampezzo.  Die durch den Sonneneinfall entstehenden Farbnuoncen der Dolomiten sind ein besonderes Erlebnis. Cortina d’Ampezzo ist ein vielbesuchter Wintersportort mit internationalem Flair. Die Rückfahrt ist zu empfehlen über den Cimabanche Paß (1.529 m). Dort aßen wir in einem Restaurant im Blockhausstil zu Mittag. Der Hund war gern gesehen. Auf der Weiterfahrt bietet sich die Möglichkeit zu einem Abstecher an den Misurinasee. Dieser Bergsee ist größer und kann ebenfalls komplett umwandert werden.

4. Tagesfahrt ins Antholzer Tal und zum Staller Sattel

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir an einem Pausentag Richtung Brunneck und ins Antholzer Tal. Wir parkten das Auto am Antholzer See und umwanderten auf ebener Strecke den hübschen Bergsee.Wie bei allen erwähnten Bergseen, kann der Hund an einigen Stellen ohne Schwierigkeiten ins Wasser, und das stört hier auch niemanden. Nach der Umwanderung setzten wir uns zum Kaffeetrinken in den Biergarten der Enzianhütte. Ein hübsches und auch von innen sehr gemütliches Restaurant/Café. Der Hund war hier willkommen. Von der Enzianhütte aus fuhren wir hinauf auf den Staller Sattel. Die Straße auf den Staller Sattel ist eine einspurige Serpentinenstraße. Der Aussichtspunkt auf dem Staller Sattel (Grenzstation Österreich-Italien) liegt auf 2.052 m Höhe. Es bietet sich in die eine Richtung der Blick auf das gesamte Antholzer Tal, den Antholzer See und die umliegenden Berge. In die entgegengesetzte Richtung schaut man auf die Osttiroler Berge in Österreich. Diese Grenzstation ist ein stark frequentiertes Ausflugsziel. An dem Lokal Enzianhütte hatten wir noch ein Erlebnis, das sehr gut deutlich macht, wie sehr man darauf achten muss, bei einem Bergwanderurlaub das gesunde Maß der Anforderungen an den Körper nicht zu überschreiten. Als wir in dem Biergarten saßen und unseren Kaffee tranken, setzte sich ein deutsches Ehepaar an einen Nachbartisch. Es war offensichtlich von einer Wanderung eingekehrt. Während wir unseren Kaffee tranken und uns unterhielten, sahen wir, wie die Frau plötzlich ohne Vorwarnung auf der Sitzbank umfiel. Der Ehemann saß hilflos da. Ein italienisches Ehepaar und wir schritten sofort zur Hilfe. Die Frau saß innerhalb weniger Minuten wieder aufrecht, war aber sehr benommen. Die Kellnerin hatte zwischenzeitlich einen kalten Wickel gebracht, mit dem Stirn und Nacken gekühlt werden konnten. Wir boten dem Ehepaar an, direkt zum Arzt oder ihrer Unterkunft zu fahren. Sie wohnten nicht weit entfernt auf einem Campingplatz. Nachdem die Frau sich noch einige Minuten mit dem kalten Wickel auf der Sitzbank liegend ausgeruht hatte, fuhren wir dann los. Nach kurzer Fahrtzeit musste sich die Frau im Auto übergeben. Ich empfahl dem Mann, möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen. Wie sich im Gespräch herausstellte, waren die beiden erst am Vortag angekommen. Ohne dem Körper eine Chance zu geben, sich an die klimatischen Verhältnisse zu gewöhnen, waren sie heute an ihrem ersten Urlaubstag bei warmem Wetter schon mehrere Stunden gewandert. Als die beiden an ihrem Campingplatz aus dem Auto ausstiegen, taten sie mir so leid. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können, um zu helfen.

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